Puerto Rico – Neuauflage 2014

Mit dem Strategiespiel Puerto Rico erschuf Andreas Seyfarth im Jahr 2002 einen modernen Klassiker unter den Strategiespielen, an dem sich zahlreiche, später veröffentlichte Planwirtschaftsspiele wie Agricola oder Stone Age messen mussten. Der gute Ruf des Brettspiels Puerto Rico hält bis heute an. Ein guter Grund, Puerto Rico jetzt in einer Neuauflage auch der neuen Spielergeneration näher zu bringen – mit neuem Design und inklusive der beiden Erweiterungsmodule “Die neuen Gebäude” und “Die Adligen”.

Am Spiel selbst hat sich natürlich nichts geändert. Noch immer wählen die Spieler in jeder Runde zunächst ein der Rollenkarten aus und aktivieren damit eine Aktion, die von allen Spielern am Tisch gleichermaßen genutzt werden kann. So kann man mit dem Siedler beispielsweise neue Kaffeeplantagen errichten, auf denen die Kolonisten arbeiten dürfen. Der Aufseher kümmert sich um die ordnungsgemäße Weiterverarbeitung der Ernte und der Händler bringt die fertigen Waren ins Handelshaus. Bei dieser Handelskette darf am Ende natürlich auch der Kapitän nicht fehlen, der die kostbaren Waren verlädt und über den Atlantik in die “alte Welt” transportiert.

Bei aller Innovation geht es letztlich aber auch im Brettspiel Puerto Rico einzig und allein um Siegpunkte. Diese können durch das Verschiffen von Handelsgütern und den Bau von Gebäuden erreicht werden. Es gibt also eine Menge zu tun.

Spielzubehör von Puerto Rico (Neuauflage)

Hinweis: Das hier aufgeführte Spielzubehör ist Teil des Basisspiels. Das Zubehör der beiden Erweiterungen wird separat am Ende des Artikels aufgelistet.

  • 5 Spielertableaus (1 pro Spieler)
  • 1 Ablageplan für Dublone und Gebäude
  • 1 Personenkarte “Gouverneur”
  • 8 Rollenkarte
  • 49 Gebäude
  • 58 Insel-Plättchen
  • 1 Kolonistenschiff
  • 5 Transportschiffe
  • 1 Handelshaus
  • 100 braune Holzmarker (Kolonisten)
  • 50 Warensteine
  • 50 Siegpunktechips
  • 54 Dublonen

Ausführliche Spielregeln zu Puerto Rico

Spielvorbereitungen

  1. Der Ablageplan wird mit der Bankseite nach oben in die Tischmitte gelegt. Die Dublonen-Marker werden auf dem Bankfeld platziert.
  2. Alle Gebäude werden gemäß der Auszeichnung auf den Ablageplan gelegt.
  3. Um den Ablageplan herum werden die folgenden Marker zu allgemeinen Vorräten gelegt: Siegpunktechips, Steinbruchplättchen, alle Plantageplättchen (verdeckt), die Warensteine und die Kolonisten.
  4. Ein Plantagenplättchen mehr als Spieler teilnehmen werden nun aufgedeckt und offen ausgelegt.
  5. Das Handelshaus, das Kolonistenschiff, die drei Handelsschiffe und die Rollenkarten werden neben den Ablageplan gelegt.
  6. Jeder Spieler erhält ein Spielertableau, Dublonen (eine weniger als Spieler teilnehmen), und ein Plantagenplättchen.

Spielablauf

Ziel des Spiels ist es, die Aktionen und Privilegien verschiedener Personenkarten in jedem Spielzug ideal zu nutzen und so über mehrere Durchgänge hinweg die meisten Siegpunkte zu sammeln.

Der Spieler mit der Gouverneur-Karte ist Startspieler. Die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so durchläuft er immer die folgenden drei Schritte:

  1. Eine noch frei ausliegende Rollenkarte auswählen und diese offen vor sich auslegen.
  2. Das Sonderprivileg der Rolle nutzen.
  3. Die eigentliche Aktion der Rollenkarte nutzen.

Hat der Spieler seinen Spielzug beendet, dürfen nacheinander alle anderen Spieler ebenfalls die Aktion derselben Rollenkarte nutzen. Hat dies jeder Spieler getan, wechselt die Gouverneur-Karten um einen Spieler nach links weiter. Dieser ist nun der neue Startspieler und beginnt wieder mit der Wahl einer noch frei ausliegenden Personenkarte.

Sobald jeder Spieler einmal eine Rolle ausgewählt hat, endet ein Durchgang. Auf alle nicht genutzten Rollenkarten wird nun eine Dublone gelegt und ein neuer Durchgang beginnt.

Die Rollenkarten und ihre Aktionen

Jede Rollenkarte verfügt über ein besonderes Privileg und eine Aktion. Das Privileg der Rolle kann immer nur von dem Spieler genutzt werden, der die Rollenkarte genommen hat. Sollten sich darauf Dublonen befinden, dann gehen diese in den Besitz des Spielers über. Die allgemeine Aktion der Rolle können alle Spieler nutzen (mit Ausnahme des Goldsuchers). Das Nutzen der Aktion ist hierbei freiwillig.

Siedler und Aufseher

Wählt ein Spieler den Siedler, so darf er sich entweder einen Steinbruch (Privileg!) oder ein Plantagenplättchen nehmen und auf ein freies Feld auf seinem Spielertableau legen. Anschließend dürfen alle übrigen Spieler sich Plantagenplättchen nehmen und auf ihr Plateau legen.

Wählt ein Spieler den Aufseher, so darf er sich Waren gemäß seiner Produktionsketten aus dem allgemeinen Vorrat nehmen. Als Privileg erhält der Spieler noch eine weitere, gerade produzierte Ware zusätzlich. Anschließend dürfen alle übrigen Spieler sich ebenfalls Waren gemäß ihrer Produktionsketten nehmen.

Der Bürgermeister

Wählt ein Spieler den Bürgermeister, darf er alle Kolonisten vom Kolonistenschiff reihum unter den Spielern verteilen, bis alle Kolonisten das Schiff verlassen haben. Zusätzlich erhält der Spieler einen zusätzlichen Kolonisten aus dem allgemeinen Vorrat. Alle Spieler dürfen anschließend alle ihre Kolonisten (auch ältere) neu auf ihrem Spielertableau einsetzen.

Hintergrund: Auf den Plantagen, Steibrüchen und Gebäuden befinde sich leere Kreise. Zum Aktivieren der Orte werden Kolonisten benötigt.

Baumeister und Goldsucher

Wählt ein Spieler den Baumeister, so darf er sich ein Gebäude vom Ablageplan aussuchen, die Baukosten an die Bank bezahlen (-1 Dublone als sein Privileg!) und das Gebäude sofort auf einem freien Feld seines Spielertableaus errichten. Anschließend dürfen alle übrigen Spieler ebenfalls ein Gebäude gegen Bezahlung auf ihrem Plateau errichten.

Wählt ein Spieler den Goldsucher, so darf er sich eine Dublone aus dem allgemeinen Vorrat nehmen. Alle übrigen Spieler gehen in dieser Runde leer aus.

Der Händler

Wählt ein Spieler den Händler, so darf er einen beliebige seiner Warensteine an das Handelshaus verkaufen. Dafür erhält er die entsprechende Vergütung (+1 Dublone als sein Privileg). Anschließend dürfen alle übrigen Spieler ebenfalls einen Warenstein an das Handelshaus verkaufen. Dabei muss beachtet werden, dass das Handelshaus

  • nur einen Warenstein pro Sorte aufkauft.
  • nur vier Warensteine aufgenommen werden.

Der Kapitän

Wählt ein Spieler den Kapitän, so müssen alle Spieler reihum Warensteine einer Sorte auf die verschiedenen Transportschiffe legen und zwar so lange, bis kein Spieler mehr Waren verladen kann. Jedes Schiff nimmt dabei nur Waren einer Sorte auf und keine Ware darf auf mehreren Schiffen verladen werden.

Für jeden verladenen Warenstein erhält der entsprechende Spieler einen Siegpunkt. Der Kapitän erhält für seinen ersten Warenstein einen zusätzlichen Siegpunkt.

Die Gebäude und Plantagen der Spieler

Alle Rohstoffe und Gebäude müssen auf dem eigenen Spieltableau untergebracht werden. Im oberen Bereich werden die einzelnen Rohstoffe angebaut – hierfür stehen dem Spieler zwölf Anbauflächen zur Verfügung.

In der unteren Hälfte befinden sich die Bauplätze. Auch hier verfügt jeder Spieler über zwölf Flächen, die er mit den verschiedenen Gebäudetypen in Puerto Rico bebauen kann.

Auf welche Position auf dem Tableau ein Gebäude gesetzt wird, hat keinen Einfluss auf die Effiziens des Gebäudes. Es müssen allerdings ausreichend freie Felder auf dem Tableau verfügbar sein. Jedes Gebäude darf pro Spieler nur einmal gebaut werden. Um ein Gebäude anschließend zu aktivieren, muss es durch einen Kolonisten besetzt werden.

Auf jedem Gebäude befindet sich oben rechts eine braune Zahl. Diese gibt den Siegpunktewert des Gebäudes bei Spielende an. Die Ziffer links unten auf jedem Gebäude benennt die Baukosten und hat ansonsten keinen weitere Funktion.

Die Produktionsgebäude

Diese werden benötigt, um mit den auf der Plantage gewonnenen Rohstoffen Handelswaren wie Zucker, Tabak, Kaffeebohnen oder Färbemasse herzustellen. Lediglich der gewonnene Mais muss in keinem Gebäude weiterverarbeitet werden.

Die Kreise auf den Produktionsgebäuden geben an, mit wie vielen Kolonisten das Gebäude besetzt werden kann. Pro Kolonist wird dann jeweils eine Ware produziert, sofern auf den zugehörigen Plantagen ebenfalls Kolonisten arbeiten.

Die kleinen Gebäude

Diese verschaffen ihrem Besitzer bestimmte Rechte und Vorteile im Spiel. Die insgesamt 17 Gebäude bringen mehr Geld bei Verkäufen, mehr Siegpunkte beim Verschiffen, mehr Kolonisten für die eigene Plantage und so weiter.

Jedes Gebäude bringt bei Spielende zudem zusätzlich Siegpunkte ein.

Die großen Gebäude

Hiervon gibt es insgesamt nur fünf im Spiel. Ein großes Gebäude nimmt doppelt soviel Platz wie ein Produktionsgebäude oder ein kleines Gebäude auf dem Spielertableau ein und kostet auch deutlich mehr. Großw Gebäude bringen dem Besitzer beim Spielende deutlich mehr Siegpunkte ein.

Achtung! Um die Siegpunkte für große Gebäude zu erhalten, müssen die Gebäude durch Kolonisten besetzt sein.

Spielende und Gewinner des Spiels

Das Spielende von Puerto Rico wird eingeleitet, wenn

  • am Ende der Bürgermeisterphase nicht mehr ausreichend Kolonisten auf das Schiff gesetzt werden können.
  • ein Spieler in der Baumeisterphase seinen zwölften Bauplatz besetzt.
  • während der Kapitänsphase alle Siegpunktechips verbraucht wurden.

Ist eine der Bedingungen erfüllt, addieren die Spieler die Werte ihrer aktuellen Siegpunktechips und die Punkte für errichtete kleine und große Gebäude.  Der Spieler mit den meisten Punkten ist auch der Gewinner von Puerto Rico.

Die Puerto Rico Erweiterungen

Die Neuauflage von Puerto Rico beinhaltet bereits zwei Erweiterungsmodule, die im Wesentlichen neue Gebäude und damit neue Vorteile und Siegpunktmöglichkeiten ins Spiel bringen. Wer Puerto Rico zum ersten Mal spielt, sollte beide Erweiterungsmodule erst einmal in der Schachtel lassen und mit dem Basiszubehör spielen.

Das Erweiterungsmodul “Die neuen Gebäude”

Das Erweiterungsmodul “Die neuen Gebäude” beinhaltet zwölf kleine und zwei große Gebäude.

Zu den kleinen Gebäuden gehören das Aquädukt (1), die Lagerhalle (1), das Forsthaus (1), der Schwarzmarkt (1), die Kirche (2), der Handelsposten (2), die kleine Werft (2),  das Gasthaus (2), der Leuchtturm (3), die Monofaktur (3), das Gildenhaus (3) und die Bibliothek (3).

Als große Gebäude werden das Kloster (4) und die Statue (8) ins Spiel eingeführt.

Das Erweiterungsmodul “Die Adligen”

Das Erweiterungsmodul “Die Adligen” beinhaltet sechs kleine und ein großes Gebäude. Zusätzlich kommen zwei neue, rosafarbene Gebäude und 20 rote Marker (=Adlige) ins Spiel.

Zu den kleinen Gebäude gehören die Kapelle (1), das Grundbuchamt (1), das Bauamt (2), das Jagdschloss (2), der Hoflieferant (3), die Villa (3) und der Juwelier (3).

Als einziges großes Gebäude kommt der Hofgarten (4) ins Spiel.

Fazit zum Strategiespiel Puerto Rico

Mit der Neuauflage von Puerto Rico erscheint ein moderner Spielklassiker im neuen Gewand. Wer das Original kennt und schätzt, der wird sich mit dem neuen Design anfangs etwas schwer tun – unabhängig davon, ob dieses nun besser oder schlechter als das Original ist.

Das Zubehör des Spiels ist umfangreich. Umso besser ist es, dass die Spielschachtel mehrere Fächer zum Unterbringen der ganzen Kleinteile bietet. Ein paar Plastiktüten wurden ebenfalls beigelegt, so dass alles irgendwie seinen Platz in der Schachtel findet. Nimmt man vergleichbare Spiele der letzten Jahre zum Standard, dann sind die zahlreichen Gebäudeplättchen in Puerto Rico etwas dünner ausgefallen. Beim Ausstanzen der Teile sollte man also ein wenig aufpassen.

Das eigentliche Spielkonzept hat sich durch die Neuauflage nicht geändert. Puerto Rico besticht immer noch durch eine (für diese Spieltiefe untypische) schlanke Spielregel: Rollenkarte auswählen, Privileg nutzen und die darauf beschriebene Aktion ausführen. Fertig. Alles andere kann und sollte man sich direkt beim Spielen aneignen. Hier dauert es dann aber ein Weile, bis man jedes Gebäude einmal nutzen und dessen Effekt erleben konnte. Auch für die eigene Taktik werden mehrere Partien nötig sein, bevor man sich recht sicher durch das Spiel bewegt. Langeweile wird also erst einmal nicht aufkommen.

Durch das Fehlen von Würfeln und Spielkarten bewegt sich der Glücksfaktor in Puerto Rico gegen null. Das macht es zu einem (noch immer) wunderbaren Planwirtschaftsspiel, bei dem es wirklich einzig darauf ankommt, die eigenen Aktionen gut zu planen und die Planung den Aktionen der Mitspieler flexibel anzupassen. Wer hier im richtigen Moment die Handelsschiffe belädt oder das passende Gebäude zur rechten Zeit erwirbt, der kann seinen Mitspielern punktetechnisch schon mal davonziehen. Taktik und Planung sind also alles in Puerto Rico.

– Herzlichen Dank an Ravensburger für das Rezensionsexemplar –

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