Die Paläste von Carrara

Als Kandidat für die Auszeichnung zum Kennerspiel des Jahres 2013 haben wir “Die Paläste von Carrara” natürlich mit besonders großer Freude, aber auch hohen Erwartungen unter die Lupe genommen. Zumal auch die Autoren Wolfgang Kramer und Michael Kiesling keine unbeschriebenen Blätter sind. Beide haben das Spiele-Universum schon um zahlreiche Titel bereichert.

Im Brettspiel “Die Paläste von Carrara” schlüpft jeder Spieler in die Rolle des Oberhaupts einer von vier Fürstenfamilien. Diese haben vom König den Auftrag erhalten, prachtvolle Bauten in den Städten zu errichten und diese mit zusätzlichen Objekten auszustatten. Zur Belohnung erhalten die Spieler dafür zum einen Münzen, die dringend notwendig sind um künftige Bauprojekte planen und durchführen zu können. Zum anderen gibts als Lohn auch Siegpunkte, die für den Spielsieg natürlich nicht ganz unwichtig sind.

Ist ein Spieler an der Reihe, so kann er immer zwischen drei möglichen Aktionen wählen. Zunächst kann er Baustoffe kaufen. Der Preis der einzelnen Baustoffe steht und fällt mit deren Position auf dem Drehrad. Je weiter ein Baustoff bereits darauf gedreht wurde, um so günstiger wird der Baustoff. Manchmal lassen sich so auch kostenlose Rohstoffe erhaschen.

Des Weiteren kann ein Spieler auch Gebäude errichten. Hierzu muss er über die notwendige Anzahl an Baustoffen verfügen. Hat er diese in seinem Vorrat, kann er sich ein beliebiges Gebäude aus dem Gebäudemarkt auswählen und in eine beliebige Stadt bauen.

Als dritte Möglichkeit kann ein Spieler in seinem Spielzug Wertungen vornehmen. Hierzu hat er sechs Wertungssteine zur Verfügung. Jeder Gebäudetyp darf nur einmal pro Spieler gewertet werden, jede Stadt dagegen nur einmal pro Spiel. Durch Wertungen erhalten die Spieler sofort Siegpunkte und/oder Münzen sowie verschiedene Objekte, die bei der Schlusswertung zusätzlich Siegpunkte einbringen.

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Spielzubehör von Die Paläste von Carrara

  • 1 Spielplan mit Drehscheibe
  • 1 Kartenleiste (enthält die Bedingungen für das Spielende)
  • 4 Spielertableaus
  • 4 Sichtschutzschirme
  • 40 Münzen (20x 1, 10x 5, 10x 10)
  • 42 Bausteine in sechs Farben
  • ein schwarzer Leinensack
  • 30 Gebäudeplättchen
  • 36 Objekte (aus Holz)
  • 28 Wertungssteine (je 7 pro Spielerfarbe)
  • 4 Siegpunktechips mit den Werten 50 und 100
Das geheime Kuvert.
Das geheime Kuvert.

Neben dem bereits beschriebenen Spielzubehör befindet sich in der Spielschachtel zu “Die Paläste von Carrara” auch noch ein versiegelter, schwerer Umschlag. Was sich darin befindet, wollen wir euch hier an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel…

… wenn euch das Basisspiel, wie es hier beschrieben wird, bereits interessant und spannend genug erscheint, dann wird es durch den Inhalt des Umschlags mit Sicherheit nicht langweiliger 🙂

Spielregeln zu Die Paläste von Carrara

Spielvorbereitungen

  1. Der Spielplan und die Kartenleiste werden in die Mitte des Tisches gelegt.
  2. Jeder Spieler bekommt ein Tableau und legt dieses mit der Baumseite nach oben vor sich ab. Das Tableau wird mit einem Sichtschutz vor den anderen Spielern verborgen.
  3. Jeder Spieler erhält Münzen im Wert von 20. Die restlichen Münzen bilden einen gemeinsamen Vorrat.
  4. Der Startspieler wird ermittelt. Dieser erhält einen schwarzen Baustein. Anschließend nimmt sich reihum der Folgespieler einen blauen Baustein, der nächste Spieler einen grünen Baustein und der letzte Spieler einen roten Baustein.
  5. Jeweils ein Baustein pro Farbe wird auf das Startfeld der Drehscheibe auf dem Spielplan gelegt. Das Startfeld wird dann auf das Segmant I gedreht. Alle übrigen Bausteine kommen in den schwarzen Leinensack.
  6. Alle 30 Gebäudeplättchen werden verdeckt gemischt und zu einem Nachziehstapel gebildet. Die obersten 9 Plättchen werden aufgedeckt und offen auf die quadratischen Felder des Spielplans gelegt.
  7. Die 36 Objekte werden nach Typ sortiert und getrennt neben dem Spielplan bereit gelegt. Pro Typ wird jeweils ein Objekt auf den Spielplan gelegt.
  8. Jeder Spieler erhält 7 Wertungssteine in seiner Farbe. Einen davon stellt er auf das Feld “0” der Siegpunkteleiste.
  9. Die Siegpunktemarker “50” werden bereit gelegt.

Spielablauf

Gespielt wird reihum im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so muss er entweder “Bausteine kaufen“, “Gebäude bauen” oder eine “Wertung vornehmen“. Pro Spielzug darf nur eine der drei Möglichkeiten gewählt werden. Des Weiteren darf nicht gepasst werden. Am Ende seines Spielzuges darf jeder Spieler optional “Objekte kaufen“.

Bausteine kaufen

Um Bausteine zu kaufen, muss der Spieler die Drehscheibe im Uhrzeigersinn um ein Segment weiterbewegen. Dadurch werden bereits darauf liegende Baustoffe im Folgesegment günstiger, teilweise sogar kostenlos.

Anschließend werden so viele Baustoffe verdeckt aus dem Leinensack nachgezogen und auf das Segment I der Drehscheibe gelegt, bis sich genau elf Baustoffe auf der Drehscheibe befinden.

Zuletzt muss der Spieler sich für genau ein Segment entscheiden. Aus diesem darf er beliebig viele Baustoffe kaufen, solange er diese auch bezahlen kann.

Wichtig! Wählt ein Spieler die Aktion “Baustoffe kaufen”, dann muss er auch mindestens einen Baustoff kaufen. Einfach nur die Drehscheibe weiterdrehen ist nicht erlaubt. Als “Kauf” gelten hierbei auch Baustoffs, die der Spieler kostenfrei von der Drehscheibe nehmen durfte.

Gebäude bauen

Insgesamt befinden sich sechs verschiedene Gebäudetypen im Spiel: Paläste, Bibliotheken, Villen, Kathedralen, Stadttore und Schlösser.

Jedes dieser Gebäude ist genau fünfmal vorhanden, allerdings immer mit unterschiedlichen Baukosten (je 1x für 1, 2, 3, 4 und 5 Bausteine).

Auf jedem Gebäudeplättchen sind jeweils der Name des Gebäudes, die Baukosten und das das dazugehörige Objekt abgebildet.

Um ein Gebäude zu bauen, muss ein Spieler über die benötigte Anzahl an Bausteinen verfügen. Hierzu wählt er sich ein beliebiges, offen ausliegendes Gebäude aus und legt die passende Anzahl an Bausteinen aus seinem allgemeinen Vorrat zurück in den Leinensack. Anschließend darf der Spieler das Gebäude in einer seiner Städte bauen.

Wichtig! In jeder Stadt sind nur bestimmte Bausteine zulässig. Möchte man also beispielsweise in Pisa ein Gebäude errichten, dürfen nur weiße und gelbe Bausteine zum Einsatz kommen. Mit den Baustoffen, mit denen man ein Gebäude bezahlt, entscheidet man also auch automatisch, in welche der Städte das Gebäude überhaupt errichtet werden kann.

Abschließend muss der Spieler noch ein neues Gebäude vom Nachziehstapel aufdecken und auf die frei gewordene Fläche auf dem Spielplan legen. Ist der Nachziehstapel leer, bleibt das freigewordene Feld auf dem Spielplan ebenfalls leer.

Wertung vornehmen

Durch diese Aktion können die Spieler Münzen, Siegpunkte und Objekte erhalten.

Jeder Spieler verfügt über sechs Wertungssteine und kann somit im Spielverlauf auch bis zu sechs Wertungen vornehmen. (Um am Ende das Spielende ansagen zu können müssen mindestens vier Wertungen vorgenommen worden sein.)

Gewertet werden können sowohl Städte als auch Gebäudetypen. Jede Stadt kann pro Spiel nur einmal gewertet werden. Jeder Gebäudetyp kann dagegen pro Spieler einmal gewertet werden.

Einen Gebäudetyp werten

Eine Gebäudetyp kann von einem Spieler gewertet werden, sobald er mindestens ein solches Gebäude errichtet hat. Jeder Gebäudetyp darf pro Spieler nur einmal gewertet werden.

Um eine Wertung vorzunehmen, wählt der Spieler einen Gebäudetyp aus und setzt seinen Wertungsstein auf das entsprechende Gebäudesymbol auf seinem Tableau.

Anschließend wertet er jedes errichtete Gebäude des Typs separat. Hierzu multipliziert er die Baukosten des Gebäudes mit der jeweiligen Belohnung der Stadt, in der das Gebäude errichtet wurde.

Erhält der Spieler Siegpunkte, so bewegt er seinen Spielstein auf der Siegpunkteleiste sofort weiter. Erhält der Spieler Münzen, darf er sich diese sofort aus dem allgemeinen Vorrat nehmen. Für jedes Gebäude erhält der Spieler das darauf abgebildete Objekt und legt es hinter seinen Sichtschutz.

Eine Stadt werten

Eine Stadt kann von einem Spieler gewertet werden, sobald er die Mindestzahl an Gebäuden in dieser Stadt errichtet hat. Jeder Stadt darf pro Spiel nur einmal gewertet werden.

Um eine Wertung vorzunehmen, wählt der Spieler eine Stadt aus und setzt seinen Wertungsstein auf die entsprechende Stadt auf dem Spielplan.

Anschließend wertet er jedes errichtete Gebäude der Stadt. Hierzu addiert er alle Baukosten der Gebäudes und multipliziert diese mit der jeweiligen Belohnung der Stadt.

Erhält der Spieler Siegpunkte, so bewegt er seinen Spielstein auf der Siegpunkteleiste sofort weiter. Erhält der Spieler Münzen, darf er sich diese sofort aus dem allgemeinen Vorrat nehmen. Für jedes gewertete Gebäude erhält der Spieler das darauf abgebildete Objekt und legt es hinter seinen Sichtschutz.

Nachdem die Stadt gewertet wurde, kann kein anderer Spieler mehr eine Wertung für diese Stadt vornehmen.

Objekte kaufen

Auf dem Spielplan befinden sich zu Spielbeginn sechs verschiedene Objekte. Hat ein Spieler seine Aktion beendet, so darf er im Anschluss ein Objekt kaufen.

Hierzu bezahlt er Münzen im Wert von 10 und legt diese von seinem eigenen in den allgemeinen Vorrat zurück.

Anschließend darf er sich eines der ausliegenden Objekte auswählen und unter seinen Sichtschutz legen.

Der Vorrat an Objekten wird im Spielverlauf nicht wieder aufgefüllt. Wurden alle Objekte von Spielern gekauft, kann diese Aktion nicht mehr genutzt werden.

Spielende und Schlusswertung

Die Paläste von Carrara endet, wenn entweder das letzte Gebäudeplättchen gebaut wurde oder aber einer der Spieler alle Bedingungen erfüllen kann und das Spielende ansagt. Als Bedingungen gelten:

  1. der Spieler muss mindestens 4 Wertungen vorgenommen haben.
  2. der Spieler muss eine vorgegebene Anzahl an Objekten erworben haben.
  3. der muss eine vorgegebene Anzahl an Gesamt-Baukosten investiert haben.

Unabhängig davon, auf welche Weise das Spielende eingeläutet wurde, erfolgt nun die Schlusswertung. Hier erhalten die Spieler noch einmal:

  • je 3 Siegpunkte für jedes erworbene Objekt.
  • je 1 Siegpunkt für jeden Baustein, der in ein Gebäude investiert wurde.
  • je 1 Siegpunkt für 5 Münzen.

Gewonnen hat der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der die meisten verbliebenen Baustoffe in seinem Vorrat hat.

Fazit zu Die Paläste von Carrara

Von einem Brettspiel, das es auf die Nominierungsliste zum Kennerspiel des Jahres geschafft hat, wird natürlich einiges erwartet. Unter diesem Umstand haben auch wir uns dem Spiel genähert und erst einmal das Zubehör und die Spielregeln studiert.

Das Zubehör in “Die Paläste von Carrara” ist hervorragend. Die Bausteine sind (abweichend von der üblichen Norm) nicht quadratisch, sondern rechteckig. Die zu den Gebäuden gehörenden Objektes wurden nicht als Plättchen beigelegt, sondern als sehr schön gefertigt Holzfiguren. Große Klasse! Der Sichtschutz für die Spieler fällt nicht wie bei vielen anderen Spielen x-mal pro Spiel versehentlich um. Denn dieser hier ist aus richtig stabilem Karton und wird vor dem Spiel aus zwei Teilen zusammengesetzt. Auch das restliche Zubehör (Spielplan, Plättchen, usw.) ist von bestechender Qualität. Und der geheimnisvolle Umschlag mit dem Erweiterungsset setzt da noch eins oben drauf. Man merkt, dass hier Liebhaber am Werk waren.

Die Spielanleitung ist ebenfalls vorbildlich gestaltet, führt schnell ins Spiel ein und ist mit zahlreichen Bildern und Beispielen versehen. Es bleiben quasi vor dem ersten Spiel kaum Fragen offen.

Dennoch macht sich bei uns nach dem Lesen der Regeln ein seltsames Gefühl breit. Irgendwie kommt einem das alles aus hunderten von Spielen bekannt vor. Der Spielablauf: Rohstoffe erhalten (“Aha!”), damit Gebäude bauen (“Was sonst?”) und durch Wertungen Siegpunkte dafür erhalten (“Also alles wie immer”). Und dann die Geschichte dazu: “Du bist Oberhaupt von…und handelst im Auftrag des Königs…und erhältst zur Belohnung”. Alles schon einmal dagewesen. Hier gibt es von uns auch den größten Abzug für das ansonsten sehr gute Spiel.

Aber was ist denn nun das Besondere an “Die Paläste von Carrara”, mal abgesehen von dem tollen Material?

Ganz einfach – es ist das Ende! Denn das Spiel endet nicht nach genau 7 Runden oder wenn die Drehscheibe sich einmal um die eigene Achse gedreht hat. Nein! Das Spiel endet auf furchtbar unberechenbare Weise. Abrupt. Nämlich durch die Ansage eines Spielers. Hierzu muss dieser zwar Mindestbedingungen erfüllen (Investierte Baukosten, Anzahl an Wertungen und Objekten). Hat ein Spieler diese aber erfüllt, kann er entweder weiterspielen und zusätzliche Punkte sammeln oder aber das Spiel sofort beenden und den anderen Spielern einen Strich durch die Rechnung machen.

Clevere Strategen werden überrascht sein. Denn die übliche Strategie, erst einmal Geld zu sammeln, dann wertvollere Gebäude zu errichten und anschließend bestmögliche Wertungen vorzunehmen, kann sich hier durch ein unerwartet frühes Ende schnell als Fehlschluss erweisen.

Kurz & Knapp: Ein sehr schönes Brettspiel, dass sich durch tolles Zubehör sowie simple, schnell erlernte Regeln von ähnlichen Spielen abhebt und gleichzeitig immer wieder für Überraschungen sorgt. Trotz Kennerspiel-Nominierung machen die simplen Regeln das Spiel auch für Wenig- und Gelegenheitsspieler interessant.

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