Im Kartenspiel Drachenhüter von Michael Menzel schlüpfen wir in die Rollen erfahrener Zauberinnen und Zauberer. Unsere Aufgabe ist es, auf die kleinen Drachen aufzupassen. Diese können nämlich weder fliegen noch Feuer spucken und benötigen den Schutz ihrer Drachenhüter, also unseren Schutz. Welche Drachen behütet werden müssen, verrät uns in jeder Runde das Magische Buch. Mittels unserer Zauberkraft können wir dieses aber auch zu unseren Gunsten verändern, um noch mehr Drachen zu schützen.
Das Magische Buch besteht aus zwei Kartenspielen. Auf der linken Seite erfahren wir die Anzahl der zu behütenden Drachen und unsere mögliche Belohnung dafür. Auf der rechten Seite steht die Drachenart, die es zu schützen gilt. In einem Spielzug kann ein Spieler nun Drachenkarten auf die Hand nachziehen und so passen Karten für die Vorgabe des Magischen Buches sammeln. Er kann auch eine Handkarte auf das Magische Buch legen und so dessen Vorgabe verändern. Hat der Spieler die passenden Karten auf der Hand, beispielsweise 5 grüne Drachen, kann er diese gemäß den Legeregeln vor sich ablegen und die Belohnung kassieren.
Über die Belohnung sammeln die Spieler ihre Punkte. Dabei werden hauptsächlich Amulettteile gesammelt. Jedes Teil bringt Punkte ein. Drei Teile ergeben ein fertiges Amulett, zu dem sich der Spieler zusätzlich eine kostbare Perle nehmen darf. Weiter gibt es Punkte über goldene Dracheneier und Wappen, die die Spieler im Spielverlauf erhalten können.
Eine Partie Drachenhüter endet, sobald alle Spieler gemeinsam eine bestimmte Anzahl an Amuletten vollendet haben. Dann zählt jeder seine gesammelten Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten ist der beste Drachenhüter unter den Zauberinnen und Zauberern.
Spielzubehör von Drachenhüter
- 123 großformatige Spielkarten
- 45 Amulett-Stücke
- 15 Perlen-Plättchen
- 3 Wappen-Plättchen
- 10 Kristalle
- 9 goldene Eier-Plättchen
- 6 Schatztruhen
Überblick und Spielregeln zu Drachenhüter
Spielvorbereitungen
Sortiert die unterschiedlichen Spielkarten: Sucht die 11 Gegenlicht-Drachen und legt sie gestapelt in die Tischmitte. Sortiert die 8 Startkarten (erkennbar an dem roten Band) aus und verteilt sie an die Spieler. Der Startspieler erhält keine Karte, sein linker Sitznachbar eine Karte, dessen linker Sitznachbar zwei Karten under letzte Spieler sogar drei Startkarten. Die verbliebenen Startkarten kommen zurück in die Spielbox.
Bereitet das Magische Buch vor. Dieses besteht aus den verbliebenen 104 Spielkarten, auf denen entweder eine Zahl (linke Buchseite) oder ein Drache (rechte Buchseite) abgebildet ist. Die Karten werden in zwei Stapel – linke und rechte Buchseite – getrennt, gemischt und als Nachziehstapel nebeneinander in die Tischmitte gelegt. Die Auslage sollte nun wie ein aufgeklapptes Buch aussehen. Deckt die jeweils oberste Karte beider Stapel auf und legt sie als offene Auslage darunter.
Kristalle, Plättchen und Marker: Mischt die Amulette verdeckt und legt danach bei 2/3/4 Spielern 16/12/8 Amulettstücke zurück in die Spielbox. Dreht die verbliebenen Amulette um, sortiert sie nach ihrem Zahlenwert und legt die an den Spielfeldrand. Platziert die Kristalle, Perlen und gelben Eier daneben. Legt zuletzt die 3 Wappen dazu (legt im Spiel zu zweit das 16er-Wappen zurück in die Spielbox).
Spielablauf – So wird Drachenhüter gespielt
Ziel des Spiel ist es, durch das geschickte Auslegen von Drachenkarten Belohnungen in Form von Amuletten, Perlen, Wappen und goldenen Eiern zu erhalten und so insgesamt die meisten Siegpunkte zu erreichen.
Das Spiel beginnt der Startspieler. Die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Innerhalb eines Spielzugs durchläuft ein Spieler immer 4 Phasen: neue Drachenkarten aufnehmen (1), optional das magische Buch verändern (2), Drachenkarten auslegen (3) und Belohnung erhalten (4). Anschließend dürfen alle Spieler ebenfalls noch Drachenkarten auslegen, sofern sie die Bedingungen des magischen Buches erfüllen können. So geht es reihum weiter, bis das Spielende eingeleitet wird.
Neue Drachenkarten aufnehmen
Im Spiel befinden sich 4 unterschiedliche Drachenarten (grün, blau, weiß und orange). Der weiße Weidedrache, der rote Felldrache, der blaue Schieferdrache und der grüne Sumpfdrache. Zusätzlich gibt es den schwarzen Gegenlicht-Drachen, der als Joker für jede beliebige Farbe genutzt werden kann. Das oberste Symbol auf jeder Karte bestimmt die Drachenart. Das darunter befindliche Symbol verrät, was sich auf der Rückseite jeder Drachenkarte befindet, also entweder eine Zahl + Belohnung oder eine andere Drachenart.
Ist ein Spieler am Zug, so darf er 1, 2 oder 3 Karten aus der Auslage auf die Hand nehmen. Dabei kann er frei wählen, ob er eine Karte unterhalb der linken oder rechten Seite des magischen Buches aufnimmt. Nach jeder aufgenommen Drachenkarte wird der freie Platz sofort mit einer neuen Karte von der zugehörigen Seite des magischen Buches wieder aufgefüllt.
Mit jeder aufgenommenen Drachenkarte – bzw. durch das Auffüllen des leeren Platzes in der Auslage – verändern sich die Vorgaben im magischen Buch. Nimmt man eine Karte von der linken Seite, verändert sich die Anzahl der benötigten Drachenkarten und die Belohnung. Nimmt man eine Karte von der rechten Seite des magischen Buches, verändert sich die benötigte Drachenart. Hier im Beispielbild (oben) müsste der Spieler aktuell 2 orangene Drachenkarten ablegen, um ein ein Amulettstück und einen Gegenlicht-Drachen zu bekommen. Die Bedingung kann er aktuell nicht erfüllen, weil er nur zwei grüne und einen blauen Drachen auf der Hand hält.
Das magische Buch verändern
Wir wären alle keine Zauberer, wenn wir das magische Buch nicht auch beeinflussen könnten. Nach dem Aufnehmen neuer Drachenkarten kann ein Spieler auch eine Handkarte nutzen, um so die vorgaben im magischen Buch zu verändern. Hierzu kann er entweder eine passende Karte auf die linke Buchseite (für die Anzahl der Drachen) oder auf die rechte Buchseite (für die Drachenart) zurücklegen.
Ein Beispiel: Der Spieler hat zwei grüne und einen blauen Drachen auf der Hand. Er legt seinen blauen Drachen auf die rechte Seite des magischen Buches. Dadurch verändert er die Vorgabe von “2 orangene Drachen” (linkes Bild) in nun “2 grüne Drachen” (rechtes Bild). Mit seinen beiden verbliebenen Handkarten erfüllt er nun die Vorgabe des magischen Buches.
Drachenkarten auslegen
Um sich die aktuelle Belohnung zu sichern, muss der Spieler nun die passende Anzahl an Drachenkarten der geforderten Drachenart aus der Hand ablegen. Hierzu bildet er pro Drachenart einen eigenen Ablagestapel vor sich. Sollte der Spieler in einem späteren Spielzug erneut Drachen derselben Farbe ablegen, werden diese auf denselben Stapel abgelegt. Stapel neuer Drachenarten werden links oder rechts daneben abgelegt, so dass ein Spieler bis zum Ende maximal vier Ablagestapel vor sich ausliegen hat.
Wichtig! Sobald ein Ablagestapel auf beiden Seiten von anderen Stapeln umschlossen wird (hier im Bild der grüne Stapel!), dürfen dort keine neuen Drachenkarten mehr angelegt werden. Oder anders gesagt: mit umschlossenen Drachenarten können keine Belohnungen mehr gesammelt werden.
Belohungen erhalten
Sobald ein Spieler eine passende Anzahl an Drachenkarten der gewünschten Art abgelegt hat, erhält er sofort die auf der linken Buchseite abgebildete Belohnung. Hier im Bild (unten) legt der Spieler zwei grüne Drachenkarten ab. Dafür bekommt er ein Amulettstück, das er vor sich auslegt und eine Karte “Gegenlicht-Drachen”, die er auf die Hand nimmt.
Grundsätzlich können die Spieler folgende Belohnungen durch Karten erhalten:
- Ziffer 1: das Amulettstück mit dem niedrigsten Wert und einen Kristall.
- Ziffer 2: das Amulettstück mit dem niedrigsten Wert und einen Gegenlicht-Drachen
- Ziffer 3: zwei Amulettstücke mit den niedrigsten Werten
- Ziffer 4: das Amulettstück mit dem niedrigsten Wert und ein goldenes Ei
- iffer 5: das Amulettstück mit dem höchsten Wert
Die anderen Spieler dürfen ebenfalls auslegen
Nun sind die anderen Spieler an der Reihe. Denn am Ende jedes Spielzugs dürfen immer alle anderen Spieler ebenfalls Drachenkarten in ihrer eigenen Auslage ablegen, um denselben Bonus zu erhalten. Sie dürfen das magische Buch dabei aber nicht mehr verändern. Wer hier also die passenden Karten auf der Hand hat, kann punkten.
Spielende und Wertung
Das Spiel endet, sobald eine bestimmte Anzahl an Amuletten fertig geschmiedet vor den Spielern liegen. Bei 2/3/4 Spielern müssen gemeinsam 7/8/9 Amulette fertiggestellt werden. Anschließend erfolgt die Schlusswertung. Hier zählt jeder Spieler seine gesammelten Punkte aus Amulettstücken, Perlen, goldenen Eiern und Wappen zusammen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Spielvariante mit (kleineren) Kindern
Wer Drachenhüter auch mit kleineren KIndern spielen möchte, der kann die Legeregel einfach weglassen. Bedeutet, man kann grundsätzlich alle Drachenkarten aller Farben immer auf den eigenen Ablagestapen ablegen.
Spielvariante mit Zaubertruhen
Wer Drachenhüter schon einige Male gespielt hat und es gerne etwas spannender machen möchte, der kann nun die Zaubertruhen dazunehmen. Diese bringen jeweils neue, zusätzliche Aktionen ins Spiel, mit denen sich die Standardregeln “beugen” lassen. Beispielsweise darf man so weniger Drachenkarten als vorgegeben ablegen. Oder man darf die Vorgabe der Drachenart ignorieren.
Mit den Zaubertruhen spielen: Legt zum Spielbeginn einfach eine der Zaubertruhen in die Mitte des Tisches. Wählt entweder eine bestimmte Zaubertruhe aus oder zieht eine Truhe verdeckt vom Stapel. Den auf der Zaubertruhe abgebildeten mächtigen Gegenstand kann dann jeder Spieler nutzen, wenn er dafür einen seiner als Belohnung erhaltenen Kristalle wieder abgibt.
Unser Fazit zum Spiel Drachenhüter
Michael Menzel hat uns in den vergangenen Jahren bereits mehrfach mit abendfüllenden Spielen aus der Legenden von Andor Reihe oder Die Abenteuer des Robin Hood versorgt. Daran gemessen erscheint mit Drachenhüter nun ein eher “kleines Spiel” von ihm, was aber keineswegs wertend gemeint ist. Wir wollen damit nur klar machen: Drachenhüter ist im Vergleich zu den anderen Spielen des Autors einfach anders.
Drachenhüter verfügt über eine kurze Spieldauer und versucht sich auch nicht am Erzählen einer konkreten Geschichte. Wir sammeln Drachenkarten und legen diese ab, um Punkte zu erhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Thema wird dabei hauptsächlich von den wunderschön illustrierten Drachenkarten getragen. Warum wir hier thematisch Amulette schmieden und wovor die Drachen behütet werden müssen (außer vor der eigenen Tolpatschigkeit), wird weder in der Spielregel noch auf der Rückseite der Spielbox konkret erläutert. Den Teil muss man sich dann einach selbst erschließen. Bezogen auf die Spielmechanik wirkt das Thema so ein wenig aufgesetzt und austauschbar. Das schadet dem Spielvergnügen nicht, wäre aber mit ein paar zusätzlichen Sätzen in der Einleitung vermeidbar gewesen.
Die Spielregel von Drachenhüter ist mit vier stark bebilderten Seiten sehr schnell gelesen. Der Einstieg in das erste Spiel gelingt so bereits nach wenigen Minuten. Das Spielzubehör ist gut. Die Amulette, Perlen und sonstigen Plättchen sind ordentlich stabil. Dass man sich bei den Kristall-Markern gegen simple Plättchen und für haptisch schönere Plastikmarker entschieden hat, gefällt uns sehr gut. Besonders gelungen und somit für uns das Highlight des Spiels sind aber die Drachenkarten. Diese sind für Spielkarten überdurchschnittlich groß (círca 70 x 110 mm) und wirklich sehr liebevoll illustriert. Und jede Karte ist einzigartig, auch wenn sie zu derselben Drachenart gehören.
Der eigentliche Spielablauf von Drachenhüter ist simpel: Karten ziehen, optional das magische Buch beeinflussen und im besten Fall Drachenkarten auslegen und Belohnungen erhalten. Und das so lange, bis die Bedingungen für das Spielende erreicht sind. Im eigenen Spielzug gilt es dann, die eigene Kartenhand zu optimieren und das Magische Buch so zu beeinflussen, dass man zum Ablegen von Karten kommt. Je nach Auslage können hier einzelne Spielzüge schon mal etwas Zeit in Anspruch nehmen. Mit steigender Spielerzahl nimmt so auch die eigene Wartezeit zwischen den eigenen Spielzügen stark zu. Durch die Möglichkeit, nach jedem Spielzug (egal weicher Spieler!) ebenfalls Handkarten abzulegen und Belohnungen zu kassieren, wird die eigene Wartezeit theoretisch minimiert. Praktisch hat man aber oft nicht die passenden Karten auf der Hand, um auch noch zwischen den eigenen Spielzügen nebenbei mal 4 grüne Drachen abzulegen. Zumindest waren unseren Spielzüge immer darauf ausgelegt, dass wir möglichst in jeder Runde punkten und weniger Karten “für später” sammeln. Durch die Spielvariante mit den Zaubertruhen wird es dann etwas taktischer, da man nun zusätzlichen Optionen nutzen kann. Diese Version hat. uns deutlich besser gefallen und kommt auch häufiger auf den Tisch.
Bei unseren bisherigen Partien lagen die Spieler bei der Endwertung auch immer sehr nah beieinander. Selten gab es einen klaren Gewinner. Es hat sich für uns noch kein Königsweg aufgetan, wie man den anderen Spielern mit einer bestimmten Strategie weit enteilen kann. Es ist aber auch schwer, eine konkrete Strategie aufzubauen. Dafür verändert sich das Magische Buch und damit die Bedingungen für Belohnungen zwischen den Spielzügen zu oft. Das erschwert nicht nur das Vorausplanen sondern auch den Aufbau einer langfristigen Strategie. Dafür ist Drachenhüter unberechenbar. Erst kurz vor dem eigenen Spielzug sieht man, mit welchen Drachen und welcher Belohnung man es zu tun bekommt. Darauf gilt es dann zu reagieren. Und daran liegt dann auch ein großer Reiz des Spiels.
Kurz & Knapp: Wunderschön illustriertes Familienspiel mit überschaubaren Regeln und einem seichten Spielverlauf. Untern den Spielen von Michael Menzel (Andor, Robin Hood) ist Drachenhüter sowohl erzählerisch als auch spielerisch eher ein Leichtgewicht. Der Reiz des wiederholten Spielen entsteht hier eher durch angenehm kurze Spieldauer, den schnellen Aufbau und die wirklich tollen Drachenkarten.