Das verrückteste Kamelrennen in der Brettspielewelt findet definitiv in Camel Up statt, das von Pegasus Spiele vertrieben wird und die Auszeichnung zum Spiel des Jahres 2014 abgeräumt hat. In Camel Up übernimmt jeder Spieler einen Charakter der ägyptischen Oberschicht und versucht, durch geschicktes Wetten und natürlich auch etwas Glück, seinen Reichtum zu vermehrren. Dabei werden die Spieler Zeugen eines verrückten Wettlaufs rund um die Pyramide, bei dem sich die Kamele nicht nur überholen sondern auch stapeln und bei dem sogar die Pyramide gelegentlich auf dem Kopf steht.
Gespielt wird Camel Up über mehrere Etappen. In jeder Etappe können die Spieler auf den Etappensieger wetten und mit jedem richtigen Tipp Geld gewinnen. Wer sich hierbei nicht allein auf das Glück verlassen möchte, der kann durch geschicktes Platzieren seines Wüstenplättchens dem favorisierten Kamel einen Vorteil verschaffen oder aber die Verfolger benachteiligen. Natürlich kann man auch auf den Gesamtsieger – das tolle Kamel – oder den Verlierer des Rennens – das olle Kamel – wetten. Je früher man hier einen richtigen Tipp abgibt, um so mehr Geld kann man bei der Schlusswertung gewinnen.
Gezogen werden die Kamel in Camel Up mittels der Würfelpyramide. Darin befindet sich pro Kamel jeweils ein farblich passender Würfel. Dreht man die Pyramide auf den Kopf, fällt immer genau ein Würfel heraus, der das zu ziehende Kamel bestimmt. Landen dabei mehrere Kamele auf demselben Feld, springt das hintere Kamel auf den Rücken des vorderen Kamels und lässt sich fortan tragen. Sollte der Fall eintreten, dass bei einer Etappenwertung mehrere gestapelte Kamele ganz vorne liegen, so gilt das oberste Kamel als Etappensieger.
Camel Up wird über so viele Etappen gespielt, bis das erste Kamel die Ziellinie überschreitet. Der Spieler, der mit seinen verschiedenen Wetten das meiste Geld verdienen konnte, ist der Gewinner.
Spielzubehör von Camel Up
Hinweis: Vor dem ersten Spiel muss die Würfel-Pyramide noch einmalig zusammengebaut werden. In der Spielschachtel wurde ausreichend Platz gelassen, so dass die Pyramide dort in einem Stück untergebracht werden kann.
- 1 rechteckiger Spielplan
- 5 Kamele aus Holz
- 5 Würfel mit den Ziffern 1, 2 und 3
- 40 Wettkarten (5 pro Spieler)
- 8 Wüstenplättchen (1 pro Spieler)
- 15 Etappen-Wettplättchen (3 pro Spieler)
- 5 Pyramidenplättchen
- 1 Etappen-Startspielermarker
- 50 Münzen mit den Werten 1 und 5
- 20 Geldkarten mit den Werten 10 und 20
Ausführliche Spielregeln zu Camel Up
Spielvorbereitungen
Der Spielplan wird für alle gut erreichbar in die Tischmitte gelegt. Die Münzen und Geldkarten werden als allgemeiner Vorrat daneben platziert.
Die fünf Pyramidenplättchen werden gestapelt und auf das vorgesehene Feld des Spielplans gelegt.
Die fünf Kamele werden auf ihre Startplätze bei den Zelten gestellt.
Die Etappen-Wettplättchen werden sortiert und nach Farbe und numerisch absteigend (5, 3 und 2) gestapelt. Jeder Stapel kommt dann auf das entsprechende Feld des Spielplans.
Jeder Spieler entscheidet sich für einen Charakter und nimmt sich dazu passend die fünf Wettkarten und das Wüstenplättchen. Des Weiteren nimmt sich jeder Spieler drei Ägyptische Pfund aus dem allgemeinen Vorrat. Der Startspieler erhält zudem den Etappen-Startspielermarker.Startpositionen der Kamele ermitteln: Der jüngste Spieler darf vor Spielbeginn noch die Startfelder der fünf Kamele ermitteln. Hierzu würfelt er mit allen fünf Farbwürfeln und platziert die Kamele auf den entsprechenden Feldern der Rennstrecke rund um die Pyramide. Sollten mehrer Kamele dabei auf derselben Position starts (was garantiert der Fall sein wird!), darf der Spieler frei entscheiden, welches Kamel er beim Stapeln nach unten und welches nach oben setzt.
Spielablauf
Ziel des Spiels ist es, bei den Etappenwetten und der Gesamtwette des Kamelrennens mehr Geld als die anderen Spieler zu verdienen. Mit dem eigenen Wüstenplättchen kann man dabei bewusst Kamele behindern oder aber voran bringen und seinem Wettglück ein wenig auf die Sprünge helfen.
Eine Partie Camel Up setzt sich aus mehreren Etappen zusammen. Innerhalb eines Etappenabschnitts wird jedes Kamel genau einmal direkt weitergezogen. Welches Kamel das ist, wird durch Zufall mit der Würfelpyramide bestimmt. Dabei kann es passieren, dass ein Kamel auf dem Rücken eines anderen Kamels landet. Beim Weiterziehen eines Kamels werden dabei immer alle auf dem Rücken gestapelten Kamele indirekt mitgenommen.
Der Spieler mit dem Etappen-Startplättchen beginnt. Die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so kann er pro Spielzug immer eine Aktion durchführen: Etappen-Wettplättchen nehmen, Wüstenplättchen auslegen, ein Pyramidenplättchen nehmen und die Würfelpyramide bedienen oder aber eine Gesamtwette auf das olle oder das tolle Kamel platzieren.
Aktion: Etappen-Wettplättchen nehmen
Für jedes der fünf Kamele gibt es jeweils drei Etappen-Wettplättchen mit den Werten 5, 3 und 2. Die Werte geben den möglichen Wettgewinn in Ägyptischen Pfund an. Wählt ein Spieler diese Aktion, darf er sich genau ein beliebiges Wettplättchen nehmen und vor sich ablegen.
Pro Etappe darf ein Spieler mehrere (auch gleichfarbige) solcher Etappen-Wettplättchen nehmen. Zum Etappenende wird für jedes einzelne Plättchen überprüft, ob das dazugehörige Kamel die Etappe gewonnen hat oder zumindest den zweiten Platz erreicht hat. Der Wettgewinn wird dann sofort ausgezahlt. Ist das Kamel aber schlechter platziert, so muss der Spieler Geld abgeben.
Aktion: Wüstenplättchen legen
Wählt ein Spieler diese Aktion, so darf er sein Wüstenplättchen auf ein beliebiges, freies Feld legen. Nicht erlaubt ist das Feld mit der Nummer 1, Felder auf denen Kamele stehen und Felder auf denen ein anderes Wüstenplättchen liegt. Auch dürfen nie zwei Wüstenplättchen direkt nebeneinander liegen. Wurde das Wüstenplättchen bereits auf dem Plan platziert, so kann man es mit dieser Aktion auch versetzen.
Mit den Wüstenplättchen lässt sich das Kamelrennen ein wenig beeinflussen. Wer sein Plättchen rechtzeitig gut platziert und ein wenig Glück hat, kann seinem Kamel zu einem kleinen Vorsprung verhelfen oder aber andere Kamele benachteiligen.
Landet ein Kamel auf der Oasenseite des Wüstenplättchens, so darf es direkt ein Feld weiterziehen. Steht auf dem nächsten Feld ebenfalls ein Kamel, so wird es obendrauf gestapelt.
Landet ein Kamel auf der Fata Morgana-Seite des Wüstenplättchens, so muss es sofort ein Feld zurückgehen. Steht auf dem hinteren Feld bereits ein Kamel, so wird es darunter platziert.In beiden Fällen erhält der Besitzer des Wüstenplättchen jedes Mal ein Ägypisches Pfund aus dem allgemeinen Vorrat. Am Ende jeder Etappe müssen die Spieler ihre Wüstenplättchen immer vom Spielplan nehmen.
Aktion: Pyramidenplättchen nehmen
Jetzt werden die Kamele weitergezogen. Wählt ein Spieler diese Aktion, so darf er sich zunächst ein Pyramidenplättchen vom Spielplan nehmen und vor sich ablegen. Für jedes Pyramidenplättchen, das ein Spieler beim Etappen-Ende besitzt, erhält er ein Ägyptischen Pfund.
Anschließend nimmt sich der Spieler die Pyramide. Darin befindet sich pro Kamelfarbe ein gleichfarbiger Würfel mit den Ziffern 1, 2 und 3. Der Spieler schüttelt die Pyramide ordentlich durch und stellt sie anschließend auf den Kopf. Die Spitze der Pyramide sollte vollständig auf dem Tisch aufliegen. Betätigt der Spieler nun den Schieber am Kopf der Pyramide, so hört man, wie genau ein Würfel aus dem Inneren der Pyramide herausfällt. Sobald der Spieler die Pyramide jetzt hochhebt, wird die Farbe und die Ziffer des Würfels enthüllt.
Die Farbe des Würfels bestimmt das Kamel, das nun bewegt werden muss. Die Augenziffer gibt an, um wie viele Felder es weiterziehen darf. Landet das Kamel dabei auf einem Feld, das bereits von einem anderen Kamel besetzt ist, so wird es obendrauf gestapelt. Hat das Kamel selber gerade weitere Kamele über sich gestapelt, so wird die gesamte Kameleinheit weitergezogen.
Aktion: Das olle und das tolle Kamel (Wette)
Zu Spielbeginn hat jeder Spieler fünf Wettkarten erhalten – jeweils eine pro Kamelfarbe. Mit diesen Wettkarten wettet man nicht auf die Etappensieger sondern auf den Gesamtsieger des Rennens, also das tolle Kamel. Zusätzlich kann man auch eine Wette auf den Letztplatzierten abgeben, das olle Kamel. Wer hier richtig tippt, kann sein Vermögen noch einmal ordentlich aufbessern. Für falsche Wetten müssen die Spieler dagegen ein Ägyptisches Pfund abgeben.
Wählt ein Spieler diese Aktion, so darf er eine seiner Wettkarten entweder auf das Feld für das tolle oder aber das olle Kamel legen. Diese Wette wird geheim abgegen, die Wettkarte wird verdeckt abgelegt und kann nicht wieder zurückgenommen werden.
Jeder Spieler kann so viele Wettkarten auf die beiden Felder verteilen, wie er möchte. Die Wertung der Wetten erfolgt erst bei der Schlusswertung.
Das Ende einer Etappe
Das Ende einer Etappe ist erreicht, sobald ein Spieler das letzte Pyramidenplättchen nimmt und mit dem letzten Würfel aus der Pyramide das verbliebene Kamel bewegt. Im Anschluss an diesen Zug erfolgt die Etappenwertung.
Jeder Spieler vergleich nun seine Etappen-Wettplättchen mit der Reihenfolge der Kamele und nimmt sich seinen Wettgewinn bzw. verliert seinen Wetteinsatz.
- Für jedes Etappem-Wettplättchen, dass farblich mit dem führenden Kamel übereinstimmt, erhält der Spieler den darauf abgebildeten Betrag (5, 3 oder 2).
- Für jedes Etappem-Wettplättchen, dass farblich mit dem zweitplatzierten Kamel übereinstimmt, erhält der Spieler ein Ägyptisches Pfund.
- Für jedes Etappem-Wettplättchen, dass farblich mit dem drei letzten Kamelen übereinstimmt, muss der Spieler ein Ägyptisches Pfund abgeben.
- Für jedes Pyramidenplättchen erhält der Spieler ein Ägyptisches Pfund aus dem allgemeinen Vorrat.
Der Startspielermarker wird anschließend an den nächsten Spieler weitergereicht. Dieser beginnt die folgende Etappe. Die verschiedenen Plättchen werden wie zu Spielbeginn wieder auf dem Spielplan platziert, die Würfel werden wieder in die Pyramide gelegt.
Spielende und Gewinner des Spiels
Eine Partie Camel Up endet, sobald das erste Kamel die Ziellinie überschreitet. Nun wird – unabhängig davon, ob alle Kamele in dieser Runde bereits gezogen wurden – ein letztes Mal eine Etappenwertung durchgeführt. Anschließend erfolgt die Schlusswertung uns der Sieger des Spiels wird ermittelt.
Bei der Schlusswertung wird überprüft, welche Spieler mit ihrer Gesamtwette auf das tolle und das olle Kamel richtig lagen. Hierzu wird der Kartenstapel auf dem “tolle Kamel”-Feld genommen und herumgedreht, so dass die zuerst gelegte Karte oben liegt. Jetzt gehen die Spieler jeden einzelnen Tipp von oben nach unten durch. Für jeden falschen Tipp muss der entsprechende Spieler ein Ägyptisches Pfund abgeben. Für die richtigen Tipps erhalten die Spieler dagegen Geld aus dem allgemeinen Vorrat.
Genauso verfahren die Spieler mit dem Kartenstapel auf dem “olle Kamel”-Feld. Anschließend zählen alle Spieler ihr Gesamtvermögen. Der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt die Partie Camel Up.
Fazit zum Brettspiel Camel Up
Das Thema von Camel Up – ein Kamelwettrennen in Ägypten – ist vielleicht nicht besonders innovativ, dafür wurde es aber hervorragend in das Spiel integriert. Die Spielfiguren – natürlich Kamele – haben eine angenehme Größe, sehen toll aus und lassen sich wirklich sehr gut stapeln. Selbst wenn man im Spielverlauf mal alle Kamele übereinander stapeln muss, hält der Kamelturm und kippt nicht einfach um. So macht das Spaß! Das Stapelprinzip ist übrigens alles andere als neu. Bereits 1974 wurde es das erstmals im Brettspiel Känguruh von Alex Randolph vorgestellt – das in diesem Jahr unter dem Titel Mahé neu aufgelegt wurde. Aber zurück zu Camel up.
Die Würfelpyramide in der Mitte des Spielplans ist nicht nur ein schöner Hingucker sondern funktioniert als Würfellieferant auch phantastisch. Die Spielkarten und die Illustrationen auf dem Spielplan sind ebenfalls ganz im Sinne eines unterhaltsamen Familienspiels gestaltet worden – also friedlich, bunt und von der Symbolik her selbsterklärend. Man könnte auch sagen, dass hier aus einem simplen Thema durch den Spielablauf und das Zubehör das maximale Spielvergnügen herausgeholt wurde.
Insgesamt macht das Spielzubehör von Camel Up einen guten Eindruck. Die Pyramide, die Plättchen und die Münzen sind aus stabilem Karton. Die Würfel und Kamele sind aus Holz. Leider passen das grüne Kamel und der grüne Würfel farblich nicht exakt zusammen. Da es aber keine anderen grünen Figuren im Spiel gibt wird der Spielfluss dadurch nicht beeinträchtigt. Der Spielkarton bietet auch keinerlei Einschübe für das Zubehör, dafür wurden aber ausreichend Tüten beigelegt.
Die Spielanleitung von Camel Up umfasst gerade einmal vier Seiten, wobei hiervon allein eine Seite für die Auflistung des Spielmaterials und den einmaligen Aufbau der Würfelpyramide verwendet wurde. Die eigentlichen Spielregeln hat man schnell gelesen und ebenso schnell erklärt. Der Einstieg ins erste Spiel gelingt somit recht flott.
Da wirklich alle Bewegungen auf dem Spielfeld ausgewürfelt werden, ist der Glücksfaktor in Camel Up ungemein groß. Auch wenn die Spieler mit den Wüstenplättchen (Oase oder Wüste) eine Möglichkeit erhalten haben, bestimmten Kamelen Vorteile im Rennen zu verschaffen, so gilt auch hier: Wenn das Kamel per Würfelentscheidung nicht auf dem beabsichtigten Wüstenplättchen landet, dann bringt auch die beste Absicht des Spielers nichts. Für echte Taktiker und Strategen kann das durchaus frustrierend sein – die sollten sich mit dem Kartenspiel Splendor vielleicht eher eine andere Spiel-des-Jahres-Nominierung anschauen.
Wie bei den meisten Familienspielen gilt auch bei Camel Up: je mehr Spieler mitmachen, um so größer ist auch der Spielspaß. Trotzdem funktioniert Camel Up auch sehr gut zu zweit. Empfehlen kann man das Spiel allen Spielern, die (reine) Glücksspiele und einen schnellen Spielablauf mögen. Denn besonders viel Taktieren kann man in Camel Up eigentlich nicht. Hier gewinnt fast immer der Glücklichere.