Pünktlich zum 25 jährigen Jubiläum erscheint mit dem Brettspiel HAN eine Sonderausgabe des beliebten Brettspiels CHINA (das ja bereits eine überarbeitete Auflage von Kardinal & König gewesen ist). Beide Vorläufer erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit, der sich HAN – dank zweier neuer Spielpläne – fast schon sicher sein kann. Das bewährte Spielprinzip hat sich aber nicht geändert.
Auch in HAN legen die Spieler Provinzkarten einer bestimmten Farbe ab und können anschließend Häuser und Abgesandte in der farblich zugehörigen Provinz platzieren. Durch das Bauen von Häusern kann man Punkte bei der Häuser-, Hafen- und Straßenwertung erhalten. Für installierte Abgesandte in benachbarten Provinzen kann man Punkte für erfolgreiche Bündnisse erhalten. Neu in HAN ist allerdings eine Spielvariante, mit der das Spielen bereits ab zwei Spielern möglich ist. Hierzu wurde eigens der Spielplan “Wege der Diplomatie” erstellt.
Wie bereits bei seinen Vorgängern kommt es auch bei HAN auf das geschickte Einsetzen der eigenen Spielfiguren an. Wer hier den Überblick behält und sich an den entscheidenden Stellen die Mehrheit sichert, der hat gute Chancen auf den Gewinn. Die Aktionen der Mitspieler sollte man dabei natürlich auch nicht aus den Augen verlieren und gegebenenfalls auch mal eine Ärgeraktion tätigen. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Spielzubehör von HAN
- 1 doppelseitiger Spielplan
- 1 Figur des Kaisers aus Holz
- 100 Häuser aus Holz (in 5 Farben)
- 47 Abgesandte aus Holz (in 5 Farben)
- 9 Wertungssteine
- 5 Holzmarker (für die Varianten)
- 57 Provinzkarten (in 5 Farben)
- 5 Punktekarten
Ausführliche Spielregeln zu HAN
Spielvorbereitungen
Im Spiel zu dritt oder viert müssen sich die Spieler entscheiden, mit welchem der beiden Spielpläne sie spielen wollen.
Der Spielplan (hier Grenzstreitigkeiten) wird in die Tischmitte gelegt. Die schwarzen Wertungsssteine und die Punktekarten werden daneben bereitsgelegt.
Die Provinzkarten werden gemischt und als allgemeiner Nachziehstapel neben den Spielplan gelegt. Die obersten vier Karten werden aufgedeckt und als offene Auslage daneben platziert.
Jeder Spieler entscheidet sich für eine Spielfarbe und nimmt sich dazu passend alle Herrschaftshäuser sowie Abgesandten und legt diese offen vor sich aus. Einen Abgesandten stellt jeder Spieler als Wertungsstein auf das Feld “0” der Wertungsleiste.
Hinweis: Der Spielaufbau weicht bei weniger als 5 Spielern ab, da hier Provinzkarten vorab aussortiert werden.
Spielablauf
Ziel des Spiels ist es, durch Ausspielen von Provinzkarten Herrschaftshäuser zu errichten und Abgesandte in Provinzen zu installieren und so möglichst viele Machtpunkte zu sammeln.
Der Startspieler wird ermittelt und eröffnet das Spiel. Die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so darf er in seinem Spielzug entweder 1 – 3 Provinzkarten ausspielen und eigene Spielsteine versetzen oder eine Karte abwerfen und dafür eine neue Karte nachziehen.
Provinzkarten ausspielen und Figuren setzen
Die Farbe einer Provinzkarte bestimmt die Provinz, in der ein Spieler nach dem Ausspielen dieser Karte einen Spielstein einsetzen kann. Pro Spielzug darf ein Spieler seine Häuser und Abgesandten nur in einer Provinz einsetzen. Hat ein Spieler die benötigte Provinzfarbe nicht auf der Hand, darf er auch zwei beliebige, gleichfarbige Karten als Joker für die fehlende Provinzkarte ablegen.
Befindet sich in einer Provinz noch kein Spielstein, also kein Abgesandter und auch kein Haus, dann darf ein Spieler in seinem Spielzug in dieser Provinz nur einen Spielstein einsetzen. Hierzu legt er die farblich passende Provinzkarte auf den Ablagestapel und platziert eines seiner Häuser auf ein freies Feld seiner Wahl.
Befindet sich in einer Provinz bereits ein Spielstein von einem beliebigen Spieler, dann darf ein Spieler in seinem Spielzug in dieser Provinz bis zu zwei beliebige Spielsteine einsetzen. Hierzu legt er für jedes Haus jeweils eine farblich passende Provinzkarte auf den Ablagestapel und platziert seine Spielsteine in der Provinz.
Ein Abgesandter und ein Haus im gleichen Spielzug dürfen gesetzt werden, so lange ein Spieler die erforderlichen Karten dafür hat. Für den Abgesandten benötigt der Spieler eine farblich passende Provinzkarte, für das Haus eine zweite farblich passende Provinzkarte. Im Gegensatz zu den Häusern werden alle Abgesandten aller Spieler auf das runde Drachenfeld der Provinz gesetzt. Von hier aus können sie Bündnisse mit Abgesandten anderer Provinzen eingehen.
Sind alle Hausfelder in einer Provinz belegt, erfolgt sofort eine Häuserwertung. Der Spieler mit den meisten Häusern in dieser Provinz erhält für jedes Haus (aller Spieler) in der Provinz einen Punkt. Der Spieler mit den zweitmeisten Häusern erhält einen Punkt für jedes Haus des Spielers mit den meisten Häusern. Der Spieler mit den drittmeisten Häusern erhält einen Punkt für jedes Haus des Spielers mit den zweitmeisten Häusern und so weiter. Nach der Hauswertung der Provinz wird ein schwarzer Wertungsstein in die Mitte gelegt. So wird sichergestellt, dass die Häuser bei der Schlusswertung nicht versehentlich nochmals gewertet werden.
Provinzkarten abwerfen und nachziehen
Kann oder möchte ein Spieler keine Provinzkarte ausspielen und eine Spielfigur einsetzen, dann muss er zumindest einen Kartentausch vollziehen.
Hierzu legt er eine Karte aus seiner Hand auf den Ablagestapel und zieht eine neue Karte nach. Diese kann er entweder aus der offenen Auslage aufnehmen oder verdeckt vom Nachziehstapel nehmen. Der freie Platz in der Auslage wird anschließend wieder mit der obersten Karte des Nachziehstapels aufgefüllt.
Die Wertungen in den Provinzen
Quasi jede Aktion der Spieler führt sofort oder spätestens beim Spielende zu Punkten durch Häuser (mit und ohne Hafen), Straßen und Bündnisse zwischen benachbarten Provinzen.
Die Häuser und Häfen: Die eigentliche Häuserwertung haben wir weiter oben bereits erläutert, da dies die einzige Wertung ist, die bereits im Spielverlauf stattfindet. Alle Häuser, die bis zum Spielende in noch nicht vollständig besetzten Provinzen stehen, werden nun nach gleichem Schema gewertet. Zusätzlich findet jetzt auch noch eine Hafenwertung statt. Hierbei werden alle Hafengebiete unabhängig von ihrer Provinz betrachtet. Der Spieler, der die meisten Häfen mit seinen Häusern besetzt hat, erhält für jeden besetzen Hafen auf dem Spielplan einen Punkt. Der Spieler mit den zweitmeisten Häfen erhält einen Punkt für jeden Hafen des Spielers mit den meisten Häfen. Der Spieler mit den drittmeisten Häfen erhält einen Punkt für jeden Hafen des Spielers mit den zweitmeisten Häfen und so weiter.
Die Bündnisse in HAN: Jede Provinz verfügt über ein Drachenfeld und einen Grenzverlauf, der benachbart zu mehreren Provinzen liegen kann. Hat ein Spieler Abgesandte auf den Drachenfeldern zweier benachbarter Provinzen platziert, so gehen diese beiden Provinzen ein Bündnis ein. Insgesamt 15 Bündnisse sind so in HAN möglich. Bei der Schlusswertung werden alle 15 Bündnisfälle nacheinander geprüft. Zur leichteren Übersicht wird die Figur des Kaisers jeweils auf die Ziffer an der Grenze des aktuellen Bündnisses gestellt.
Zuerst wird überprüft ob in jeder der beiden Provinzen jeweils ein beliebiger Spieler über eine Mehrheit an Abgesandten verfügt. Ist dies nicht der Fall (so wie im Beispielbild), findet für diese Provinznachbarn keine Bündniswertung statt. Hat dagegen in beiden Provinzen ein beliebiger Spieler eine Mehrheit, so addieren alle Spieler ihre Abgesandten in den beiden Provinzen. Der Spieler mit den meisten Abgesandten erhält für jeden Abgesandten beider Provinzen – auch für die der Mitspieler – jeweils einen Punkt. Bei Gleichstand erhalten alle daran beteiligten Spieler die Punkte. Die restlichen Spieler gehen leer aus.
Die Straßenwertung: Konnte ein Spieler mindestens vier Häuser seiner Farbe direkt nebeneinander platzieren, so wird diese als Straße gewertet. In diesem Fall erhält der Spieler für jedes Haus in dieser Straße einen Punkt. Die Straßenreihe darf die Grenzen der Provinzen überschreiten. Jedes Haus darf aber insgesamt nur einmal gewertet werden. Abzweigungen einer Straße werden nicht mitgezählt.
Spielende und Gewinner des Spiels
Sobald der Nachziehstapel an Provinzkarten das zweite Mal aufgebraucht wurde, wird das Spielende eingeleitet. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Dann erfolgt die Schlusswertung. Hier erhalten die Spieler noch Punkte für
- bisher noch nicht gewertete Häuser.
- die Bündnisse zwischen den Abgesandten.
- die Straßen, auf denen ein Spieler vier oder mehr Häuser ununterbrochen aneinander gereiht hat.
Wer im Anschluss an diese Wertung die meisten Punkte besitzt, gewinnt die Partie HAN.
Fazit zum Brettspiel HAN
Mit einer Sonderausgabe zum Brettspiel CHINA feiern Michael Schacht und Abacusspiele nun ihr 25 jähriges Jubiläum. Wer bisher noch nicht in den Genuss einer Partie Kardinal und König beziehungsweise CHINA gekommen ist, der kann jetzt mit HAN ein wirklich sehr schönes, leichtes Mehrheitenspiel ausprobieren.
Die Spielanleitung zu HAN fällt mit sechs Seiten erstaunlich lang aus und wirkt auf den ersten Blick auch sehr textlastig. Das liegt aber allein an zwei Dingen: Erstens wird die Punktevergabe für alle Aktionen wirklich sehr ausführlich erläutert und zweitens befinden sich mehrere, bebilderte Beispiele zwischen den einzelnen Absätzen. Insgesamt sind die Spielregeln zu HAN eher minimalistisch: Karte ausspielen und Spielfigur einsetzen oder Karte tauschen. Mehr nicht! Der Rest findet bekanntermaßen auf dem Spielplan statt. Hier gelingt es Michael Schacht wieder, mit wirklich sehr wenigen Regeln eine erstaunliche Spieltiefe zu erzeugen.
Das Spielzubehör ist insgesamt von sehr guter Qualität. Die Farben auf den Spielplänen und den Karten lassen sich leicht zuordnen. Optisch orientiert sich das Spiel dabei sehr eng an den Vorgängerspielen. Die Figuren sind alle aus Holz und in angenehmer Größe. Allerdings wäre es besser gewesen, wenn man für die Spielfiguren und die Provinzen unterschiedliche Farben genommen hätte. Hier gibt es bei den Spielerfarben rot, gelb und grün leider Überschneidungen mit den Provinzen.
Der Spielverlauf ist bei allen Partien recht linear, da sich die Aktionen der Spieler auf das Ablegen von Karten und Platzieren von Spielfiguren beschränkt. Trotzdem können bei HAN verschiedene Taktiken zum Sieg führen. So fühlt sich jede Partie ein wenig anders an und es kommt so schnell keine Routine auf. Idealerweise hat ein Spieler in HAN sowohl bei den Häuserwertungen als auch bei den Bündnissen gleich mehrere Eisen im Feuer und sammelt über alle Wege seine Punkte.
An Interaktion mangelt es dem Spiel ebenfalls nicht. Auf der einen Seite kommt man sich beim Platzieren von Häusern und Abgesandten ständig in die Quere, auf der anderen Seite kann man die Strategien der Mitspieler auch sehr gut sabotieren, beispielsweise durch das Neutralisieren einer Abgesandten-Mehrheit in einer zentralen Provinz. Neben der Interaktion kommt also auch der Ärger-Faktor nicht zu kurz.
Wie bei allen Mehrheitenspielen sollte man natürlich nicht nur auf die eigenen Aktionen schauen, sondern auch die Aktionen der Mitspieler im Blick haben. Denn aus der eigenen Mehrheit kann sehr schnell eine Minderheit werden, wenn man den Spielverlauf nicht aufmerksam verfolgt und notfalls gegensteuert.
Besonders interessiert hat uns bei HAN natürlich der Spielplan “Wege der Diplomatie”, da hier erstmals ein Zweispielerplan vorgelegt wurde. Und tatsächlich funktioniert das ganz ordentlich. Trotzdem fehlt dem Spiel zu zweit irgendwie mindestens ein Spieler, damit mehr Spannung aufkommt und auch der Spielverlauf etwas unberechenbarer wird. Zu zweit würden wir HAN eher nicht wieder auf den Tisch holen, gerne aber wieder ab drei Spielern.
– Herzlichen Dank an Abacusspiele für das Rezensionsexemplar –