Der Totenkopf auf der Spielschachtel von “The Game” zieht sich als Wiedererkennungsmerkmal durch das gesamte Spiel und ist auf jeder Karte zu finden. Allein durch die Aufmachung werden sich einige Spieler von dem Kartenspiel angesprochen fühlen, andere genau deswegen zu einem anderen Spiel im Regal greifen – wäre da nicht die Nominierung von “The Game” zum Spiel des Jahres 2015.
Der Untertitel “Spiel…so lange du kannst” ist bei dem Kartenspiel Programm. Denn in “The Game” müssen die Spieler so lange wie möglich eigene Handkarten auf vier ausliegenden Kartenstapeln ablegen und zwar in numerisch aufsteigender oder absteigender Folge und das alles auch noch als Team! Es wird also gemeinsam gewonnen und verloren. Meistens gewinnt aber das Spiel selbst, was ihm einen unabsprechbaren Widerspielreiz verleiht.
Das Kartenspiel kommt mit erstaunlich wenig Spielregeln aus und bietet trotzdem eine gewisse Spannung. Damit der Spielablauf nicht allein aus dem Ablegen von auf- oder absteigenden Zahlenkarten verkommt – das wäre ja nun wirklich nichts Neues – hat der Spielautor die Spielregeln noch um eine interessante Rückwärtsregel sowie Vorgaben zur Kommunikation unter den Spielern ergänzt. Im Fokus stehen hier ganz klar gemeinsam schwitzen, gemeinsam unterstützen, wobei “The Game” auch als Solospiel sehr gut funktioniert.
Eine Spielrunde endet, sobald ein Spieler keine Handkarten mehr ablegen kann. Bleiben zu diesem Zeitpunkt nur noch maximal zehn Zahlenkarten übrig, hat das Team eine ordentliche Leistung vollbracht, aber trotzdem verloren. Wurde der gesamte Nachziehstapel aufgebraucht und hat kein Spieler mehr Karten auf der Hand, haben sie das Spiel besiegt.
Spielzubehör von The Game
- 2 Reihenkarten mit aufsteigender Zahlenfolge
- 2 Reihenkarten mit absteigender Zahlenfolge
- 98 Zahlenkarten mit den Werten 2 – 99
Ausführliche Spielregeln zu The Game
Spielvorbereitungen
Viel schneller kann es nicht gehen! Die zwei Reihenkarten mit der Startziffer 1 werden untereinander gelegt. Die zwei Reihenkarten mit der Startziffer 100 kommen darunter. Alle anderen Karten werden verdeckt gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Bei drei oder mehr Spielern erhält jeder Spieler sechs Karten vom Nachziehstapel auf die Hand. Im Spiel zu zweit erhalten beide Spieler jeweils sieben Karten.
Hinweis: The Game funktioniert auch als Solospiel. In diesem Fall erhält der Spieler zu Beginn acht Karten auf die Hand.
Spielablauf
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Karten des Nachziehstapels auf die vier ausliegenden Kartenreihen abzulegen – idealerweise natürlich alle Karten.
Und so wird gespielt: Alle Spieler spielen gemeinsam als Team. Der Startspieler beginnt, die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so muss er mindestens zwei Karten aus seiner Hand auf beliebige Stapel neben beliebigen Kartenreihen ablegen. Er darf auch weitere oder sogar alle seine Handkarten im gleichen Spielzug ablegen, sofern dies möglich ist und Sinn macht. Anschließend muss er genau so viele Karten vom Nachziehstapel nachziehen, wir er zuvor ausgespielt hat.
Die Kommunikation zwischen den Spielern: Es darf während der gesamten Spielzeit nicht nach konkreten Zahlen gefragt werden, also kein “hat einer von euch die 75 oder 78”? Es ist aber durchaus erlaubt, den Spielern bestimmt Hinweise zu geben, beispielsweise “Bitte bis ich dran bin nichts mehr auf die oberste Reihe ablegen” oder “In der dritten Reihe bitte keine zu großen Zahlensprünge mehr machen”.
Die Ablegeregeln in The Game
Neben jeder der vier Reihenkarten wird ein neuer Ablagestapel eröffnet. Anstatt nebeneinander oder seitlich versetzt werden neue Karten immer auf den entsprechenden Ablagestapel gelegt. So behält man leichter den Überblick.
Neben den Startreihenkarten mit der Ziffer 1 müssen Zahlenkarten numerisch aufsteigend abgelegt werden – also von 2 – 99. Die Abstände zwischen den einzelnen Karten können beliebig groß sein.
Neben den Startreihenkarten mit der Ziffer 100 müssen Zahlenkarten numerisch absteigend abgelegt werden – also von 99 – 2. Die Abstände zwischen den einzelnen Karten können auch hier beliebig groß sein.
Beim Ablegen darf ein Spieler seine Karten sowohl alle an einer Reihe ablegen, als auch in beliebiger Reihenfolge auf beliebig viele Reihen verteilen. Er muss aber mindestens zwei Karten auslegen.
Ausnahme der Ablegeregel: Sobald der Nachziehstapel aufgebraucht ist, dürfen alle Spieler in ihren noch ausstehenden Spielzügen nur eine Handkarten ablegen. Mehr ist allerdings weiterhin erlaubt.
Der Rückwärtstrick (die 10er-Regel)
Im Spielverlauf wachsen die vier Ablagestapel mal gleichmäßig, mal unterschiedlich schnell. Früher oder später gehen einem Ablegeplätze für die eigenen Zahlenkarten aus. Um dem vorzubeugen, kann man den Rückwärtstrick anwenden – am Besten zu jeder Gelegenheit.
Auf den Ablagestapel einer aufsteigenden Kartenreihe darf ein Spieler in seinem Spielzug auch eine Karte mit niedrigerem Zahlenwert ablegen, wenn die Differenz beider Karten exakt 10 beträgt.
Auf den Ablagestapel einer absteigenden Kartenreihe darf ein Spieler in seinem Spielzug auch eine Karte mit höherem Zahlenwert ablegen, wenn die Differenz beider Karten exakt 10 beträgt.
Was sonst noch erlaubt ist: Ein Spieler darf den Rückwärtstrick innerhalb seines Spielzuges auch mehrmals hintereinander und über verschiedene Stapel ausführen – sodern er die passenden Karten auf der Hand hat. Er darf zwischendurch auch wieder “normale” Zahlenkarten gemäß den Standardregeln ablegen.
Spielende und Sieger
The Game endet sofort, sobald der aktive Spieler nicht mehr die Mindestanzahl an Karten aus der Hand ablegen kann. (Solange noch Karten vom Nachziehstapel nachgezogen werden können, beträgt die Mindestanzahl zwei Karten. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, muss der Spieler mindestens eine Karte ablegen können.)
Bei Spielende werden alle nicht abgelegten Karten aller Spieler und vom Nachziehstapel gezählt. Die Summe der verbliebenen Karten gibt Auskunft über den Erfolg des Spiels.
- Wurden alle Karten abgelegt, hat das Team das Spiel besiegt.
- Bleiben 10 oder weniger Karten übrig, hat man ein Superergebnis erzielt.
- Bleiben mehr als 10 Karten übrig gilt, üben, üben, üben.
Solospiel und Profivariante
Im Solospiel erhält der Spieler acht Karten auf die Hand und zieht nach jeder Spielrunde auch immer wieder auf acht Handkarten nach. Ansonsten ändert sich an den bestehenden Spielregeln nichts. Auch im Solospeil gelten die Ablageregeln auf die vier Kartenreihen sowie der Rückwärts-Trick.
In der Profivariante können die Spieler den Schwierigkeitsgrad selbst steuern. Hierzu können sie entweder die Mindestanzahl an Karten erhöhen, die ein Spieler innerhalb eines Spielzuges ablegen muss. Alternativ (oder auch parallel dazu) kann man die Zahl der Handkarten reduzieren.
Fazit zum Kartenspiel The Game
Mit seinem Würfelspiel Qwixx hat es Steffen Benndorf bereits 2013 auf die Nominierungsliste zum Spiel des Jahres geschafft. Dieses Kunststück gelingt ihm mit “The Game” erneut. Das ist insofern interessant, da sowohl Qwixx als auch “The Game” das Spielerad wirklich nicht neu erfinden. Gab es vor Qwixx schon andere Würfelspiele, die allein mit Würfeln, Stift und Block gespielt werden konnten, so gibt es natürlich auch schon unzählige Kartenspiele, in denen Zahlenreihen auf- oder absteigend gebildet werden müssen. Man denke allein an die diversen Hornochsenspiele 6 nimmt, 11 nimmt oder Hornochsen. Und auch das kooperative Element hatten wir bereits in ähnlicher Ablegespielform beim Spiel des Jahres 2013 Gewinner Hanabi. Aber Steffen Benndorf scheint ein Händchen dafür zu haben, mit wenig Material und kurzen Regeln spannende Spiele zu erschaffen.
Das Spielzubehör von The Game ist in Punkto Qualität sehr gut. Über das Design lässt sich trefflich streiten. Für ein Familienspiel ist es eigentlich zu düster geraten. Da das Spiel aber nunmal maßgeblich von seinem Spannungsbogen lebt, passen die Totenköpfe und die dunklen Farben dann doch wieder. Hier muss jeder für sich entscheiden. Die Spielregeln sind kurz, schnell erklärt und auch schnell verinnerlicht. Das hat Sofort-Losspielen-Charakter.
Der Spielverlauf ist immer gleich: Mindestens zwei Karten ablegen und anschließend dieselbe Anzahl Karten nachziehen. Zu Beginn einer neuen Partie ist die Spannungskurve noch sehr flach. In der Regel hat jeder Spieler halbwegs sinnvolle Karten auf der Hand, die er an die noch leeren Kartenreihen ablegen kann. Proportional zur Anzahl an Spielrunden steigt dann aber auch recht schnell die Spannungskurve an. Die Ablagestapel füllen sich, die Anzahl sinnvolle Handkarten nimmt ab und die Spieler müssen gut zusammenarbeiten, damit die Rückwärtsregel möglichst oft in Anspruch genommen werden kann.
Bei unseren bisherigen Spielrunden durchliefen wir immer verschiedene, emotional Phasen in ungefähr dieser Reihenfolge: Erst siegessicher, dann erste Zweifel gepaart mit Optimismus, Verzweiflung und Frust im ständigen Wechsel mit Hoffnung und einem Aufbäumen gegen die Niederlage, zuletzt (je nach Spielertyp) Wut, Enttäuschung, vielleicht auch mal ein Lachen aus Verzweiflung. Und dann folgt meistens der einstimmige Wunsch: Nochmal!
The Game erfindet das Kartenspiel garantiert nicht neu, das Design ist weder fröhlich noch familientauglich und der Titel des Spiels ist irgendwie nichtssagend und befremdend. Na und! Es macht trotzdem Spaß, ist interaktiv, kooperativ und auch als Solospiel spielbar. Und selbst wenn man den Dreh raus hat und regelmäßig gewinnt, lässt sich der Schwierigkeitsgrad beliebig erhöhen.