Ein Spiel, das sich den Stadtnamen Glastonbury einverleibt, kann nur voller Magie stecken – wird Glastonbury doch in Legenden direkt mit dem Heiligen Gral und der Artussage in Verbindung gebracht. Auch wenn das Spiel thematisch wenig mit der Suche nach dem Kelch und der ewigen Jugend zu tun hat, so geht es in Glastonbury immerhin um Zauberer, die sich auf die Suche nach passenden Zutaten für ihre Zaubersprüche begeben und dabei gerne auch mal den einen oder anderen Zauberspruch gegen störende Widersacher aussprechen.
Gespielt werden kann Glastonbury hervorragend zu zweit. Aber auch das Spiel zu dritt oder viert ist möglich. Vor jeder Spielrunde wird ein variabler Spielplan aus 32 Zutatenkarten und vier Eckkarten zu einem quadratischen Raster zusammengelegt. Jeder Spieler erhält eine Zaubererfigur und einen Zauberkessel.
Ziel des Spiels ist es dann, mit seinem Zauberer möglichst viele Zutaten derselben Art zu sammeln. Den eigenen Zauberer zieht jeder Spieler im Uhrzeigersinn um den Spielplan herum, so dass die Spielfigur immer waagerecht oder senkrecht zu einer Reihe mit sechs Zutatenkarten zum Stehen kommt. Aus dieser Reihe darf sich der Spieler jeweils eine Zutat aussuchen und in seinen eigenen Zauberkessel legen. Auf der gewählten Karte ist immer eine Ziffer abgedruckt, diese bestimmt die Anzahl an Schritten, die der Zauberer beim nächsten Spielzug weiterbewegt werden darf.
Ab hier ist dann Konzentration gefragt. Da neu gewonnene Zutaten immer offen auf den Stapel im Zauberkessel gelegt werden, muss sich jeder Spieler gut merken, welche Zutaten er bereits wie oft eingesammelt hat. Wer hier nicht aufpasst, riskiert am Ende des Spiels Minuspunkte. Des Weiteren können auch Zaubersprüche eingesetzt werden, die beispielsweise bestimmte Zutaten herbeizaubern oder den anderen Spielern ihre letzte Zutat wieder entreißen. Und auch an leicht vergessliche Zauberer wurde gedacht. Denn mit einem speziellen Zauberspruch darf man sich alle Zutaten im eigenen Zauberkessel noch einmal anschauen.
Wem das alles irgendwie bekannt vorkommt, der hat vielleicht schon die eine oder andere Runde “Kupferkessel Co.” gespielt, das bereits im Jahre 2001 vom gleichen Autor bei Goldsieber veröffentlicht wurde und ein direkter Vorläufer des Spiels Glastonbury ist.
Spielzubehör von Glastonbury
- 4 große Zauberer aus Holz
- 72 Zutatenkarten
- 4 Eckkarten
- 4 Kesselkarten
- 4 Übersichtskarten
- 2 “Immuto”-Karten
- 10 Zauberkarten
- 10 Rezeptkarten
Ausführliche Spielregeln zu Glastonbury
Spielvorbereitungen
- Alle Zutatenkarten, Immuto-Karten und Zauberkarten werden verdeckt gemischt und zu einem Nachziehstapel zusammengelegt.
- Vom Nachziehstapel werden 32 Karten aufgedeckt und zu einem 6×6 Karten großen Raster ausgelegt. In jede Ecke wird jeweils eine Eckkarte gelegt.
- Jeder Spieler nimmt sich einen Zauberer, eine Kesselkarte und eine Übersichtskarte. Der Zauberer wird neben eine beliebige Ecke des quadratischen Spielfeldes gestellt.
Hinweis zur Vorbereitung des Spiels: Die zehn Rezeptkarten werden nur bei den Spielvarianten von Glastonbury benötigt und müssen zum Spielen des Grundspiels aussortiert werden.
Spielablauf
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele passende Zutaten für Zaubertränke zu sammeln. Jede Zutat wird von dem Zauberer in den eigenen Zauberkessel gelegt. Je mehr Zutaten gleicher Sorte dort hineingetan werden, umso mehr Punkte erhält der Spieler am Ende des Spiels.
Der Startspieler beginnt, die anderen Spieler folgen nacheinander im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler an der Reihe, so muss er als erstes den eigenen Zauberer um das Spielfeld herum weiterziehen. Kommt er zum Stehen, muss der Spieler eine beliebige Zutatenkarte aus der Reihe senkrecht oder waagerecht zu seiner Spielfigur aufnehmen. Die Zutat wird dann sofort in den eigenen Zauberkessel gelegen und zwar so, dass immer nur die zuletzt eingesammelte Zutatenkarte sichtbar ist.
So geht es reihum weiter, bis der Nachziehstapel an Zutatenkarten aufgebraucht ist und ein Spieler die letzte Karte aus einer Reihe aufnehmen muss. Anschließend erfolgt die Schlusswertung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Die eigene Zaubererfigur weiterziehen
Jeder Spieler startet mit seinem Zauberer in einer der vier Ecken des 6×6 Felder großen Rasters.
Einmal pro Spielrunde wird jede Zaubererfigur im Uhrzeigersinn außen entlang der Kartenreihen weitergezogen. Jede Reihe oder Eckkarte entspricht dabei einem Schritt. Es dürfen auch mehrere Zauberer neben derselben Kartenreihe zum Stehen kommen.
In der ersten Runde darf jeder Spieler seinen Zauberer zwei Schritte weiterziehen. In den Folgerunden bestimmt jeweils die zuletzt aufgenommene Zutatenkarte, wie viele Schritte ein Zauberer gehen darf.
Zutaten sammeln und in den Zauberkessel legen
Hat ein Spieler seinen Zauberer weitergezogen, muss er eine neue Zutatenkarte aufnehmen. Zur Auswahl stehen dabei immer alle ausliegenden Karten der Reihe, neben der die eigene Spielfigur gerade steht.
Endet die Zaubererfigur eines Spielers auf einem der vier Eckfelder, ist sein Spielzug sofort beendet (Ausnahme: Declinatio-Zauber).
Kann der Spieler eine Zutatenkarte oder eine “Immuto”-Karte (siehe weiter unten) aufnehmen, so stapelt er diese offen auf seinem Zauberkessel und zwar so, dass immer nur die zuletzt abgelegte Karte zu sehen ist.
Die Zahl auf der obersten Zutatenkarte im eigenen Zauberkessel bestimmt die Anzahl an Schritten, die der Zauberer zu Beginn der nächsten Spielrunde weitergezogen werden muss.Solange der Nachziehstapel noch nicht aufgebraucht ist, wird die frei gewordene Stelle des Rasters durch eine neue Karte vom Nachziehstapel ersetzt, so dass der nächste Spieler wieder zwischen sechs Karten wählen kann.
Die Bedeutung der “Immuto”-Karte
Nimmt ein Spieler diese Karte, so legt sie wie alle normalen Zutatenkarten offen auf seinen Zauberkessel. Jede Immuto-Karte hat dabei zwei Effekte. Der erste greift in der Folgerunde, der zweite erst bei der Schlusswertung.
In der nächsten Spielrunde darf der eigene Zauberer nicht weiterziehen. Der Spieler muss aus derselben Reihe eine weitere Karte aufnehmen.
Bei Spielende kann die Immuto-Karte als beliebige Zutat gewertet werden, um die entsprechende Zutatenart in ihrer Anzahl aufzuwerten.
Die einzelnen Zauberkarten und ihre Wirkung
Vier verschiedene Zauberkarten gibt es in Glastonbury. Diese Verschaffen den Spielern kleine Vorteile im Spiel und eignen sich auch hervorragend, um den einen oder anderen Zauberer auch mal zu ärgern.
Der Accio-Zauberspruch: Der Spieler legt die Karte mit der Ziffer 2 nach oben vor sich. Insgesamt kann der Zauberspruch zweimal angewendet werden. Nach jeder Nutzung wird die Karten gegen den Uhrzeigersinn weitergedreht, zuerst auf die Ziffer 1, dann die Ziffer 0.
Benutzt ein Spieler den Accio-Zauber, so darf er sich nach dem Ziehen des eigenen Zauberers eine beliebige Karte aus dem 6×6 Felder großen Raster nehmen. Ausnahme: Der Zauberer steht auf einer Eckkarte.
Der Declinatio-Zauberspruch: Der Spieler legt die Karte mit der Ziffer 3 nach oben vor sich. Insgesamt kann der Zauberspruch dreimal angewendet werden. Nach jeder Nutzung wird die Karten gegen den Uhrzeigersinn weitergedreht, zuerst auf die Ziffer 2, dann die Ziffer 2, dann die 0.
Benutzt ein Spieler den Declinatio-Zauber, darf er sofort einen zweiten Spielzug ausführen, sollte sein Zauberer auf einem Eckfeld landen. Ein Vanesco- oder Perluceo Zauber darf dann aber nicht aufgenommen werden.
Der Vanesco-Zauberspruch: Dieser Zauber wird sofort nach dem Aufnehmen der Karte angewandt. Anschließend legt der Spieler die Karte verdeckt neben seinen Zutatenstapel im Zauberkessel.
Der Zauber bewirkt, dass alle anderen Spieler die oberste Karte in ihrem Zauberkessel wieder abgeben müssen. Die abgegebenen Karten kommen wieder unter den Nachziestapel. Sollte der bereits aufgebraucht sein, kommen die Karten aus dem Spiel.
Der Perluceo-Zauberspruch: Dieser Zauber wird sofort nach dem Aufnehmen der Karte angewandt. Anschließend legt der Spieler die Karte verdeckt neben seinen Zutatenstapel im Zauberkessel.
Durch das anwenden des Zaubers darf sich der Spieler einen einmaligen Überblick über seine Zutaten im Zauberkessel verschaffen. Er darf also – ohne die Reihenfolge zu ändern – alle Karten seines bereits erworbenen Zutatenstapels ansehen.
Spielende und Gewinner des Spiels
Sobald der Nachziehstapel an Zutatenkarten aufgebraucht ist, wird das Spielende eingeleitet. Jetzt wird noch so lange weitergespielt, bis ein Spieler erstmals die letzte Karte einer Reihe aufnimmt – ob er diese behalten möchte oder nicht, kann der Spieler frei entscheiden. Handelt es sich bei der letzten Karte um einen Vanesco-Zauber, wird dieser noch ausgeführt.
Bei der Schlusswertung sortieren alle Spieler ihre Karten und zählen ihre Punkte zusammen. Punkte gibt es für die folgenden Kombinationen:
- Einzelne Zutate = Minuspunkte, entsprechend ihrem Kartenwert.
- Zwei Karten einer Zutat = 0 Punkte.
- Drei Karten einer Zutat = Pluspunkte, entsprechend ihrem addierten Kartenwert.
- Vier Karten einer Zutat = Pluspunkte, entsprechend ihrem addierten Kartenwert. Zusätzlich gibt es 5 Bonuspunkte.
- Alle Karten der eigenen Zaubererfarbe = Plus oder Minuspunkte, entsprechend ihrem addierten Kartenwert.
Beispielwertung (aus dem Bild): Der Spieler hat alle vier Weinflaschen und erhält dafür 1+2+3+4 Punkte und 5 Bonuspunkte für das vollständige Set. Die drei Kürbiskarten bringen weitere 1+2+3 Punkte. Diese werden verdoppelt, da die Kartenfarbe mit der Zaubererfarbe identisch ist. Die zwei Farbtopfkarten bringen keine Punkte und die einzelne Zutatenkarte mit den Einmachgläsern bringt 4 Minuspunkte. Insgesamt hat der Spieler also 23 Punkte gesammelt.
Spielvarianten von Glastonbury
Für das Spiel zu zweit muss man bei Glastonbury lediglich acht Zutatenkarten einer Farbe aus dem Spiel aussortieren – dabei muss es sich um Karten von nicht mitspielenden Zaubererfarben handeln.
Des Weiteren bietet Glastonbury auch noch eine anspruchsvollere Variante, bei der die Spieler neben der eigentlichen Aufgabe auch noch geheime Rezeptaufträge erfüllen müssen. Dafür gibt es dann bei Spielende zusätzliche Siegpunkte.
Die Spielvorbereitungen sind hierbei identisch. Zusätzlich werden aber noch die zehn Rezeptkarten der Stufen 1 und 2 getrennt sortiert und gemischt. Jeder Spieler erhält von jeder Sorte genau eine Karte und legt diese verdeckt vor sich ab. Im Gegensatz zu den gesammelten Zutatenkarten im Zauberkessel dürfen die Rezeptkarten während des Spiels jederzeit von den Spielern angeschaut werden.
Die Rezeptkarten der Stufe 1
Auf den Rezeptkarten der ersten Stufe sind jeweils zwei Zutatenkarten einer Farbe abgebildet, zu denen es keine farblich passende Zaubererfiguren gibt.
Ziel jedes Spielers ist es, bei Spielende die meisten Zutatenkarten dieser Farbe in seinem Zauberkessel zu haben. Gelingt einem Spieler das, erhält er im Spiel zu zwei oder dritt einen zusätzlichen Punkt pro Karte dieser Farbe. Im Spiel zu viert gibt es dann sogar zwei zusätzliche Punkte pro Karte dieser Farbe.
Die Rezeptkarten der Stufe 2
Bei den Rezeptkarten der zweiten Stufe geht es darum, bestimmte Bedingungen zu erfüllen: Wer hat insgesamt die wenigsten Zutaten gesammelt, wer hat wenigsten 4er-Zutaten oder die meisten 1er-Zutaten gesammelt, wer hat im Spiel die wenigsten Zauberkarten benutzt und wer hat das Spiel beendet.
Konnte ein Spieler seine Bedingung im Spielverlauf erfüllen, erhält dieser bei der Schlusswertung zusätzlich zehn Siegpunkte.
Fazit zum Brettspiel Glastonbury
Mit Glastonbury wurde ein leicht in Vergessenheit geratenes Spiel nicht nur wiederbelebt, sondern auch gleich weiterentwickelt. Gilt der Vorläufer Kupferkessel Co. noch als reines 2-Personenspiel, kann man Glastonbury nun mit bis zu vier Spielern genießen. Zudem wurde der Kartensatz um Eckkarten und Zauberkessel erweitert.
Das Spielzubehör ist wirklich spitze. Die Zauber- und Zutatenkarten wurden stimmig zum Spielthema illustriert. Zudem verfügen sie – genauso wie der daraus entstehende Spielplan – über eine quadratische Form. Das sieht alles sehr schön aus und schafft eine angenehme Spielatmosphäre. Die Zaubererfiguren passen hier ins Gesamtbild. Diese sind aus Holz und mit ihren knapp 6,5 Zentimetern überdurschnittlich groß. Da werden auch Erinnerungen an Die drei Magier geweckt, die mit ähnlich schönen Spielfiguren aufwarten konnten.
Die Spielanleitung zu Glastonbury ist ausreichend bebildert, gut strukturiert und lässt keine Frage offen. Insbesondere bei den Erläuterung zur Schlusswertung wurden Beispiele integriert, die gerade am Ende der ersten Spielpartien sehr hilfreich sein können. Insgesamt ist die Einstiegshürde von Glastonbury sehr niedrig. Die Spielregeln sollte man zu Beginn trotzdem griffbereit haben und vor dem Aufnehmen oder Aussprechen von Zaubersprüchen noch einmal die Ausnahmen nachlesen.
Im Mittelpunkt des Spiels stehen natürlich die Zutatenkarten. Wichtig ist hier, gezielt zu sammeln und bei der Auswahl der Zutaten auch immer gleich den nächsten Spielzug im Hinterkopf zu haben (Stichwort: Zugweite des Zauberes). Es kann auch nicht Schaden, die Spielzüge der anderen Mitspieler im Blick zu behalten. So lässt sich leicht ein unnötiger Wettstreit um spezielle Zutaten vermeiden. Zudem behält man so auch die Übersicht über die Zutaten, mit denen man die anderen Zauberer auch mal ärgern kann.
Das Spiel als Ganzes ist durchweg gelungen, macht enorm viel Spaß und ist für Wenig- und Gelegenheitsspieler gleichermaßen gut geeignet. Der Spiemechanismus ist schnell erlernt und ermöglicht einen unkomplizierten und flüssigen Spielablauf. Wartezeiten gibt es nicht, dafür gelegentlich etwas Interaktion, da man den Mitspielern mit den Zaubersprüchen durchaus auch mal das Süppchen im Zauberkessel versalzen kann.
– Herzlichen Dank an den franjos Spieleverlag für das Rezensionsexemplar –