In Paleo stellen sich die Spieler gemeinsam den alltäglichen Herausforderungen, mit denen ihr gemeinsamer Stamm zu kämpfen hat: Bisons und Mammuts jagen, Beeren sammeln, Holz und Steine beschaffen und sich gegen Angriffe wilder Tiere und anderen Gefahren verteidigen. Jeder Spieler betreut dabei eine eigene Gruppe Steinzeitmenschen, die sowohl alleine als auch gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Stammes agieren müssen.
Abends am Lagerfeuer kommen ihnen neue Ideen, mit denen sie ihren Alltag leichter gestalten können. So entstehen schnell Fackeln, erste Werkzeuge und Kleidungsstücke. Aber auch große Träume und Visionen helfen den Spielern bei ihren Aufgaben. Die speziellen Aufgaben der Spieler ändern sich dabei in jeder Partie. Das eigentliche Ziel bleibt aber immer gleich: irgendwie überleben und eine Höhlenmalerei eines Mammuts vollenden, welche aus insgesamt fünf Teilen besteht. Jedes einzelne dieser Teile müssen sich die Spieler im Spielverlauf verdienen.
Gespielt wird Paleo kooperativ. Dabei leitet jeder Spieler eine Gruppe Menschen, die unterschiedliche Fähigkeiten aufweisen. Der eine ist gut bei der Jagd, ein anderer hat eine ausgezeichnete Wahrnehmung seiner Umgebung oder beweist viel Geschick im Umgang mit Ressourcen. Jede dieser Fähigkeiten wird benötigt, um die unterschiedlichen Aufgaben in Paleo zu bewältigen.
Weiter verfügt jeder Spieler über einen gleichmäßig großen Teil des gemeinsamen Kartendecks, von dem jede Runde eine aus drei Karten ausgewählt und anschließend aufgedeckt wird. Die Rückseite jeder Karte zeigt den Ort, an dem sich der Spieler mit seiner Gruppe begibt. Das kann ein Wald, Gebirge oder eine Flussregion sein, an denen gejagt und gesammelt wird. Die Rückseite kann aber auch ein Lagerfeuer oder einen Traum anzeigen, durch die der Spieler positive Effekte erzielen kann. So entdecken sie neue Werkzeuge oder vergrößern ihren Stamm.
Welche Aktionen jeder Spieler mit seiner Karte durchführen kann, zeigt sich dann auf deren Vorderseite. Hier sieht der Spieler, welcher Gefahr er sich in dem Gebiet gerade aussetzt und vor allem, welche Fähigkeiten er benötigt, um die Karte zu erfüllen. Beim Jagen wird beispielsweise viel Stärke benötigt, beim Sammeln dagegen eine gute Wahrnehmung und/oder Geschick. Fehlen einem Spieler manche Fähigkeiten, können sich die Gruppen der Spieler zusammenschließen und einander bei der Erfüllung ihrer Karten helfen. Manche Karten können nur einmal erfüllt werden und kommen anschließend aus dem Spiel (hier Friedhof). Andere dagegen werden auf den offenen Ablagestapel gelegt und gelangen am Ende der Runde wieder zurück ins Spiel.
Eine vollständige Runde Paleo besteht immer aus zwei Phasen. Am Tag werden alle Karten des Kartendecks durchgespielt. Anschließend begeben sich die Menschen zurück ins Lager und zur Ruhe. In der Nacht muss jedes Mitglied des Stammes ernährt werden. Ist dies nicht möglich, erhalten die Spieler pro hungerndem Mitglied einen Totenschädel. Anschließend müssen die Missionen des aktuellen Spiels erfüllt werden. Pro nicht erfüllter Mission gibt es ebenfalls einen Totenschädel. Jeder Totenschädel wird auf einem separaten Nachttableau abgelegt. Am Ende der Nacht werden alle abgelegten Karten wieder gemischt und gleichmäßig an die Spieler verteilt. Dann beginnt ein neuer Tag.
Die Tag- und Nachtphasen wechseln sich so lange ab, bis die Spieler entweder ihren fünften Totenschädel erhalten haben. In diesem Fall haben sie die Partie Paelo verloren. Das Spiel endet auch, wenn die Spieler ihre Höhlenmalerei, also das fünfte Puzzleteil, vervollständigt haben. In diesem Fall haben sie das Spiel gemeinsam gewonnen.
Spielzubehör zu Paleo
- 3 Tableaus (Basislager, Wildnis, Nacht)
- 1 Werkbank
- 1 Friedhof
- 2 Würfel aus Holz
- 222 Spielkarten
- 40 Ressourcen (Nahrung, Holz, Stein)
- 48 Werkzeugplättchen
- 40 Schadensplättchen
- 5 Totenkopfplättchen
- 5 Siegpunktplättchen
Überblick und Spielregeln zu Paleo
Spielvorbereitungen
Die 3 Tableaus werden nebeneinander in die Tischmitte gelegt. Diese stellen das eigene Lager, die Wildnis und den Nachtplan dar. Daneben werden die Plättchen für Siegpunkte, Totenköpfe und Schaden gelegt. Ebenfalls daneben werden die 2 Würfel und die Ressourcen Holz, Stein und Nahrung platziert. Legt 5 Nahrungsmarker direkt ins Lager.
Baut die Werkbank zusammen und stellt sie neben das Lager. Die Plättchen Fackel, Faustkeil und Speer werden direkt auf die Werkbank gelegt. Diese stehen im Spiel immer sofort zur Verfügung. Alle anderen Plättchen werden sortiert und gestapelt vor die Werkbank gelegt. Sollte zu Beginn bereits eine Idee zur Verfügung stehen (gelbe Karte, hier das Zelt), steckt die Karte und die zugehörigen Plättchen in die Werkbank. Stellt den Friedhof daneben.
Dann werden die Spielkarten vorbereitet. Diese haben in der oberen recht Ecke eine Zahl oder einen Buchstaben. Die Zahlen 1-4 werden in jedem Spiel benötigt. Legt alle Karten mit den Nummern 2, 3 und 4 auf die entsprechenden Positionen im Lager (Menschen, Träume, Ideen). In der ersten Partie kommen zudem alle Karten der Module A + B hinzu. Sucht hier die Missionskarten heraus und legt sie ans Ende des Nachttableaus. Zuletzt mischt alle Karten der Nummer 1 und die restlichen Karten der Module A + B zusammen und verteilt alle Karten gleichmäßig auf alle Spieler.
Der eigene Stamm – jeder Spieler zieht zwei Karten vom Stapel “Menschen” und legt sie vor sich ab. Das ist seine Startgruppe. Eventuell erhält der Spieler dabei sofort Plättchen aus dem Vorrat. Diese legt er vor sich ab. Alle Menschen aller Spieler bilden einen gemeinsamen Stamm.
Spielablauf – So wird Paleo gespielt
Ziel des Spiels ist es, die fünf Teile der Höhlenmalerei zu sammeln und auszulegen, bevor die Gruppe den fünften Totenschädel erhält. Die unterschiedliche Auswahl an Modulen / Aufgaben zu Beginn des Spiels ändert nichts an diesen Bedingungen für den Sieg bzw. die Niederlage.
Der Spielablauf von Paleo unterteilt sich in abwechselnden Tag- und Nachtphasen. Eine feste Rundenanzahl gibt es nicht. Es wird so lange gespielt, bis die Gemeinschaft gewonnen oder verloren hat. In der Tagesphase (1) gehen die Spieler auf die Suche nach Nahrung und Ressourcen und erkunden die Umgebung. Bei Nacht (2) werden alle Stammesmitglieder ernährt und die einzelnen Aufgaben der jeweiligen Partie überprüft.
Die Tagphase – vom Jagen, Sammeln und Erfinden
Alle Spieler verfügen über ein eigenes Deck an Karten. Davon schaut sich jeder Spieler die Rückseite der obersten drei Karten an. Diese geben Auskunft über den Ort, an den der Spieler mit seiner Gruppe Steinzeitmenschen gehen kann. Hiervon wählt jeder Spieler eine Karte aus. Die anderen legt er wieder in derselben Reihenfolge auf sein Kartendeck.
Beispiel für die Auswahl des Ortes
Der Spieler hat die Auswahl zwischen dem Gebirge, dem Fluss und dem Lagerfeuer im Basislager.
Im Gebirge lassen sich gut Steine sammeln und Tiere mit großen Fellen jagen. Am Fluss gibt es Nahrung und ebenfalls Tierfelle. Am Lagerfeuer hat die Gruppe dagegen Zeit, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und den Stamm zu vergrößern. Auch den einen oder anderen Traum kann man hier bekommen.
Was der Spieler bereits sieht: die oberste Karte des Decks zeigt schon den Wald, in dem er später Nahrung und Holz finden könnte.
Die Spieler dürfen sich beraten und gemeinsam entscheiden, an welchen Ort jeder einzelne Spieler gehen soll. Die ausgewählten Karten legen alle verdeckt vor sich ab. Die jeweils anderen beiden Karten werden wieder in derselben Reihenfolge auf die eigenen Kartenstapel gelegt.
Karten aufdecken – Beispiele für Einzel- und Gruppenaktionen
Anschließend decken alle Spieler ihre Karte auf. Jetzt sehen sie erst, was es an ihrem Ort konkret zu tun gibt und ob sie dafür alle notwendigen Fähigkeiten besitzen. Auch hierzu zwei Beispiele: die erste Gruppe findet einen umgestürzten Baum, die zweite Gruppe trifft auf ein Reh. Jetzt haben die Spieler mehrere Möglichkeiten, wie sie diese Aufgaben lösen.
Gruppe 1 und der umgestürzte Baum (links): Der Baum liefert 3 Holz, dazu wird die Fähigkeit Geschick 1x benötigt. Weiter muss der Spieler die obersten 2 Karten aus seinem Kartendeck ungesehen auf dem Wildnis-Tableau abwerfen. Die Gruppe des Spielers verfügt über die benötigte Fähigkeit, er kann die Aktion also alleine durchführen. Nutzt er diese Aktion, kommt die Karte anschließend auf den Friedhof, also aus dem Spiel. Alternativ kann er nur eine Karte abwerfen, was ihm 1 Holz bringt oder einem anderen Spieler helfen. In beiden Fällen wirft er seine Karte auf den offenen Ablagestapel des Wildnis-Tableaus.
Gruppe 2 und das scheue Reh (rechts): Das Reh kann der gesamten Gruppe 2 Nahrung und 1 Fell liefern. Dazu werden die Fähigkeiten Speerjagd 2x und Wahrnehmung 1x benötigt. Weiter muss der Spieler die obersten 2 Karten aus seinem Deck ungesehen auf dem Wildnis-Tableau abwerfen. Der Gruppe des Spielers fehlt leider 1x die Fähigkeit Speerjagd. Er kann jetzt entweder sein Seilplättchen einsetzen, um einmalig einen zusätzlichen Speer zu bekommen. In diesem Fall kann er die Aufgabe alleine lösen. Alternativ kann er seinen Mitspieler um Hilfe bitten. In diesem Fall würde sich die Gruppe inklusive aller ihrer Fähigkeiten zusammen auf die Jagd begeben. Vorteil wäre, dass der Spieler sein Seil behalten kann. Nachteil wäre, dass der Mitspieler kein Holz vom Baum sammeln kann, da er dem anderen Spieler hilft. Die Karte mit dem Reh kommt anschließend auf den Friedhof und somit aus dem Spiel.
Nahrung jagen, Ressourcen sammeln und weiterverarbeiten
Auf diese Weise werden fast alle Aufgaben in Paleo gelöst. Mit den richtigen Fähigkeiten und Werkzeugen lassen sich immer größere Tiere jagen und spezielle Ideen in die Tat umsetzen. Einige Ideen wie die Fackel, der Faustkeil und der Speer stehen den Spielern immer zur Verfügung. Neue Idee, wie hier das Seil, kommen über Karten ins Spiel. Hatte die Gruppe eine neue Idee, wird sie in die Werkbank gesteckt und kann ab sofort gebaut werden.
Im obigen Beispiel hatte einer der Spieler bereits Holz gesammelt. Aus diesem kann er oder ein anderer Spieler nun eine Fackel bauen, die ihm einmalig die Fähigkeit Wahrnehmung verschafft. Besser investiert ist das Holz dagegen als Seil. Denn das bringt ihrem Besitzer einmalig eine Auswahl aus allen drei Fähigkeiten: Jagd, Geschick und Wahrnehmung.
Der schmale Grad zwischen Überleben und Tod
Neben Nahrung und Ressourcen können die Spieler natürlich auch in unterschiedliche Gefahrensituationen geraten. Entweder stoßen sie an einem Ort direkt auf eine Bedrohung, oder sie erleiden beim Abwerfen von Karten Verletzungen.
Hier im Beispiel trifft die Gruppe des Spielers auf einen einsamen Wolf. Damit dieser sie nicht angreift, benötigten die Menschen eine gute Wahrnehmung (1x) und etwas Nahrung für den Wolf, die sie aus dem gemeinsamen Vorrat abgeben müssen. Alternativ könnten sie den Wolf auch mit dem Feuer einer Fackel vertreiben. Andernfalls erleiden sie eine Verletzung. Der Jäger und der Handwerker verfügen leider über keine gute Wahrnehmung und auch eine Fackel haben sie nicht dabei. Sie erhalten 2 Schadenspunkte. Die Marker kann der Spieler beliebig auf seinen Menschen verteilen, so dass noch keiner von beiden stirbt.
Die Menschen einer Gruppe erleiden im Spiel aber auch immer dann eine Schadenspunkt, wenn sie beispielsweise nur beim Holzsammeln Karten mit einer roten Rückseite abwerfen müssen. Pro roter, abgeworfener Karte erleiden sie ebenfalls immer einen Schadenspunkt. Sobald das letzte Feld auf einem Menschen mit einem Schadenspunkt verdeckt werden muss, stirbt das Stammesmitglied. Die Karte kommt auf den Friedhof und die Spieler erhalten einen Totenkopf.
Die Nachtphase – ernähren und Missionen überprüfen
Sobald ein Spieler alle Karten seines Decks benutzt hat, begibt er sich zur Ruhe. Die anderen Spieler dürfen mit ihren verbliebenen Karten noch weiterspielen oder sich freiwillig zur Ruhe begeben. In diesem Fall werden sie ihre restlichen Karten ab.
Jetzt muss zunächst jeder Mensch des Stammes ernährt werden. Pro Mensch geben die Spieler eine Einheit Nahrung zurück in den allgemeinen Vorrat. Für jedes Stammesmitglied, das nicht ernährt werden kann, erhalten die Spieler einen Totenschädel. Der Mensch stirbt in diesem Fall aber nicht. Für Jede Missionskarte, die jetzt nicht erfüllt ist, erhalten die Spieler erneut einen Totenschädel.
Zuletzt werden alle Spielkarten auf dem Wildnis-Tableau wieder gemischt und gleichmäßig an die Spieler verteilt. Ein neuer Tag beginnt – jeder Spieler wählt wieder einen aus drei Orten aus.
Spielende und Gewinner des Spiels
Eine Partie Paleo kann auf zwei Arten enden. Wird der fünfte Totenkopf auf den Nachtspielplan gelegt, verlieren die Spieler das Spiel. Schaffen die es vorher, die fünf Teile der Höhlenmalerei zu vervollständigen, gewinnen sie das Spiel. Das gilt auch in dem seltenen Fall, dass sie sowohl den fünften Schädel als auch das finale Puzzleteil der Höhlenmalerei im gleichen Spielzug erhalten und ablegen müssen. Auch dann haben sie die Partie gewonnen.
Die Module und Erweiterungen in Paleo
Paleo ist kein Legacy-Spiel. Die Spieler durchlaufen hier keine lineare Geschichte. Spielt man die einzelnen Module aber in der vorgegebenen Reihenfolge durch, erlebt man durchaus so etwas wie ein Kampagnengefühl. Zum einen werden immer neue Elemente und Regeln eingeführt, zum anderen steigt der Schwierigkeitsgrad mit jeder weiteren Partie spürbar an.
Hat man einmal alles kennengelernt, kann man die Module A – J aber auch beliebig kombinieren und sich so eigene “Level” erstellen. Hinzu kommt, dass auch bereits eine erste Mini-Erweiterung “Die Terrorvögel” erschienen ist, die das Spiel um ein Modul K erweitert. Man darf also gespannt sein, welche Paleo-Erweiterungen noch erscheinen.
Fazit zum kooperativen Spiel Paleo
Eins vorweg: Paleo ist ein wirklich großartiges kooperatives Spiel, bei dem es in nahezu jeder Partie neue Dinge zu entdecken gibt. Der modulare Aufbau garantiert dabei weit über 10 Stunden abwechslungsreichen Spielspaß, ohne dass es zu großartigen Wiederholungen kommt. Hat man einmal alle Module kennengelernt, lassen sich diese auf beliebige Weise kombinieren und so eigene Level mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erstellen. Besonders in diesem Punkt zeigt sich das Spiel Paleo theoretisch sehr flexibel. Praktisch waren zumindest wir nach dem Durchspielen aller Module erst einmal gesättigt und haben uns das nächste Spiel auf den Tisch geholt (Spoiler: CloudAge, Bericht folgt in Kürze).
Der Einstieg in die erste Partie Paleo ist leider etwas holprig. Das liegt zum einen an der mitgelieferten Spielregel samt Modulblatt, zum anderen aber auch an der Art, in der das Spielzubehör verpackt wurde. Hier gibt es zu Beginn einiges zu tun. Beispielsweise müssen erst alle Karten nach Zahlen und Buchstaben sortiert werden. Das kostet Zeit und birgt auch das Risiko, dass man dabei schon Dinge sieht, die man eigentlich erst im Spielverlauf entdecken soll. Das hätte man deutlich besser lösen können. Schaffen ja andere Spiele wie Pandemic Legacy oder selbst Discover doch auch.
Weiter ist die Spielregel seltsam strukturiert. Beispielsweise gibt es zwar eine Übersicht für alle Symbole (Seite 7-9), aber die beiden Symbole auf dem Wildnis- und Nachttableau werden eher beiläufig am Ende auf Seite 12 erklärt. Nach der Information haben wir dann in unserer zweiten Partie lange gesucht. Zudem werden Teile der Spielvorbereitung nur im zweiten Beiblatt mit der Levelübersicht erklärt. Das mag für den einen oder anderen so passen, uns hat das zu Beginn eher verwirrt und nicht dazu beigetragen, dass wir schnell und mit einem guten Gefühl in die erste Partie starten konnten. Zumindest den gesamten Aufbau für die erste Partie hätte man hier sauber abbilden können. In den späteren Partien gab es dann hin und wieder neue Karten, deren Bedeutung wir uns auch erstmal wieder anlesen mussten. Wäre toll gewesen, wenn man hier schneller fündig geworden wäre.
Das Spielzubehör zu Paleo kann sich dagegen wieder sehen lassen. Ist einmal alles aufgebaut, sieht die Spielfläche auf dem Tisch schon sehr einladend aus. Auf den stabilen Tableaus ist viel Platz zum Ablegen der Karten und Plättchen. Die Werkbank sieht ebenfalls gut aus und sorgt für ein wenig Ordnung auf dem Tisch. Man sieht sofort, welche Ideen man als Stamm bereits zur Verfügung hat. Besser wäre diese noch gewesen, wenn man die Plättchen nicht immer rausfallen würden. Also gute Idee, aber nicht optimal umgesetzt. Und auch mit der Spielbox sind wir nicht ganz zufrieden. Es gibt zwar Aufteilungen für das Material. Für die 222 Spielkarten hätten wir uns ein kleines Register gewünscht. So wird jetzt jedes Modul in eine separate Tüte verpackt (was laut Spielregel auch so vorgesehen ist). Und möchte man die Werkbank zusammengebaut verstauen, bleibt kaum noch Platz für die beiden Regeldokumente. Das ist nicht optimal gelöst.
Die Spielmechanik gefällt uns dagegen sehr gut. Trotz zahlreicher Aktionen und Plättchen spielt sich Paleo hier recht locker, da man in jedem Spielzug immer nur aus drei Karten wählen kann. Der Anteil an Interaktion ist enorm hoch. Man bespricht gemeinsam, wer in welches Gebiet zieht. Dort angekommen, wird gemeinsam geschaut, wer nun wem eventuell helfen muss. Zudem müssen alle Spieler immer ein Auge auf die benötigte Nahrung und die Missionsziele haben. Der kooperative Gedanke steckt hier in jedem Spielzug. Und Wartezeiten gibt es keine, da immer alle Spieler gleichzeitig spielen und sich durchgehend gemeinsam beraten.
Bei unserem Durchlauf durch die Level machten wir häufig die Erfahrung: im ersten Versuch lernt man die Mission und ihre benötigten Fähigkeiten kennen. Die Partei geht ab Level 3/4 dann erstmal verloren. Im zweiten Versuch kennt man die Anforderungen und kommt in der Regel schon durch – sofern der Zufallseffekt beim Aufdecken der Karten nicht wieder zuschlägt. Bedeutet, auch wenn man die Anforderungen eines Moduls kennt, wird das Level noch kein Selbstläufer. Flexibel sein, viel kommunizieren und einander helfen ist das A und O in Paleo.
Was allerdings passieren kann und bei uns in 1-2 Partien auch etwas Frust ausgelöst hat. Wenn man zu Beginn zwei Wächter zieht (Menschen ohne besondere Fähigkeiten) und auch kein Lager im Kartendeck hat, mit dem man neue Menschen erhält, kann sich die erste Tagesphase für den jeweiligen Spieler als recht passiv und langweilig erweisen. Denn so bleiben dem Spieler nicht viele Möglichkeiten, um die eigene Gruppe zu vergrößern oder auch mal ohne die Hilfe der anderen Spieler etwas zu jagen oder zu sammeln. Klar, Paleo soll kooperativ gespielt werden. Aber viele Karten werden dann einfach abgeworfen, da der Gruppe die notwendigen Fähigkeiten fehlen. Das ist schade. Wir ziehen in diesem Fall inzwischen neue Menschen, bis jeder Spieler mindestens zwei unterschiedliche Charaktere vor sich ausliegen hat. Paleo soll ja jedem Spieler am Tisch Spaß machen.
Der vielleicht größte Schwachpunkt für uns ist dann aber die Art und Weise, wie die Entwicklung unseres Stammes erzählerisch vorangetrieben wird. Beim Thema Steinzeit drängt sich der Gedanke an eine schöne Erzählstruktur förmlich auf. Doch sogar der Einführungstext in die Handlung des Spiels besteht nur aus wenigen kurzen Sätzen. Die unterschiedlichen Module werden inhaltlich auch nur kurz vorgestellt. Maximal 1-2 Sätze erklären jeweils, worum es geht: “Ihr müsst weiterziehen” oder “Ihr müsst Vorräte für den Winter sammeln” – das ist uns persönlich zu wenig. Zumal es auch am Ende einer Partie keine abschließende Erzählung gibt. Im Erfolgsfall ist das Höhlenbild einfach fertig. Spätestens hier würden wir uns bei so einem Spiel mit diesem schönen Thema einfach mehr wünschen, damit die gespielte Erlebniswelt einen runden Abschluss bekommt. So fühlt sich das Ende jeder Partie nicht fertig an.
Kurz & knapp: Wie eingangs schon gesagt, bietet Paleo ein wirklich sehr schönes, kooperatives Spielerlebnis. Mechanik, Interaktion, Spielübersicht – alles top! Zudem bringt das Spiel mit seinem Thema Steinzeit gerade bei den kooperativen Spielen viel frischen Wind rein. Wer den Spielaufbau und die Spielregeln einmal verstanden hat (Stichwort: Einstiegshürde!), wird hier mit einigen spannenden Stunden voller neuer Entdeckungen belohnt. Ab der Schwierigkeitsstufe Mittel bekommt man den Überlebenskamp der eigenen Gruppe dann regelrecht zu spüren. Die gespielte Geschichte zu den einzelnen Modulen findet zum Glück auch ohne Erklärungskarten und Texten in den Köpfen jedes einzelnen Spielers statt.