Gloomhaven – Die Pranken des Löwen

Gloomhaven - Die Pranken des Löwen.
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Mit Gloomhaven – die Pranken des Löwen erscheint der kleine Bruder von Gloomhaven, dem bisher am höchsten bewerteten Brettspiel aller Zeiten (BGG, Stand 12/2020). Im Gegensatz zum großen Gloomhaven beinhaltetet die Pranken des Löwen ein Tutorial-System, das die Spieler Schritt für Schritt in die Spielabläufe und vor allem die ausgefeilte Kampfmechanik von Gloomhaven einführt. In Summe hat man noch immer Einiges zu lesen, da sich die Spielregeln grundsätzlich nicht geändert haben. Nur fühlt sich der Leseaufwand durch die Einteilung in kleine, verträgliche Regel-Häppchen nicht so hoch an. Über 5 Kapitel erlernt man spielerisch alle wesentlichen Dinge, um später die restlichen Kapitel des Spiels alleine zu absolvieren – und bei Gefallen auch leicht in das große Gloomhaven einzusteigen.

Um die Entscheidungen der Spieler zu erleichtern, bieten die Pranken des Löwen von allem etwas weniger an als das original Gloomhaven. So gibt es “nur” vier Charaktere zur Auswahl, deutlich weniger Gegenstände am Markt und auch weniger Szenarien – dafür kostet das Spiel aber auch deutlich weniger. Auf der Pro-Seite bietet das Spiel einen verhältnismäßig leichten Einstieg, einen sehr schnellen Aufbau und eine zeitlich überschaubare Grundhandlung, die man auch tatsächlich schnell durchlaufen kann. Rund 20-30 Stunden Spielzeit stecken aber noch immer in der Box.

Spielerisch gibt es hier vor allem für Neulinge einiges zu entdecken. Auch wenn die Pranken des Löwen primär ein kooperativer Dungeon Crawler ist, enthält es Deckbuilding- und Legacy-Elemente. So wählen die Spieler zu Beginn jedes Kapitels gezielt Fertigkeitskarten aus, mit denen sie spielen wollen. Zu diesem Basisdeck kommen im Verlauf immer neue Fertigkeiten hinzu. Weiter erwerben die Spieler auch eigene Gegenstände, die ihren Charakter Vorteile bei der Verteidigung oder einem Angriff verschaffen können. Auch hier muss an einem gewissen Punkt ausgewählt werden, welche Gegenstände sie in das jeweilige Kapitel mitnehmen. Denn auch ein Mitglied der berüchtigten Pranken hat nunmal nur zwei Hände. Je besser man sein Deck und die Ausrüstung wählt, um so besser kommt man mit den Herausforderungen des Kapitels zurecht.

Nach der Auswahl der Karten und Ausrüstung startet die Gruppe immer an einer ausgewählten Stelle im Dungeon. Ab hier verlaufen die Partien recht ähnlich. Man kann sich bewegen und angreifen. Oder sich in Sicherheit bringen und heilen bevor man eventuell selbst angegriffen wird. In den meisten Kapiteln gibt es kleine Zwischenabschnitte, in denen die Spieler neue Informationen bekommen. Und natürlich kommen gelegentlich auch neue Spielelemente hinzu wie besondere Fallen, Türen, neue Gegner und Hindernisse. Jedes Kapitel hat so seine eigenen Herausforderungen. Und je nach gewähltem Charakter ist es mal leichter oder eben schwerer, um ein Kapitel erfolgreich abzuschließen.

Auch am Ende einer Partie kommen recht häufig neue Elemente ins Spiel: neue Fertigkeiten, Gegenstände im Markt, Angriffsmodifikatoren – es gibt immer etwas zu entdecken und zu optimieren. Das gilt auch für den eigenen Charakter, den man mittels Erfahrungspunkten weiter Stärken kann. So baut man über mehrere Szenarien mehr Kraft (Lebenspunkte) auf und wird auch deutlich geschickter im Kampf (=bessere Angriffsmodifikatoren). Und natürlich verdient man auch Geld, mit dem man auf dem Markt bessere Ausrüstungen erwerben kann. Parallel zur Entwicklung der eigenen Charaktere steigen auch die Monster auf. So ist gewährleistet, dass die Helden am Ende nicht einfach durch den Dungeon marchieren. Es wird mit jedem Kapitel auf jeden Fall auch immer etwas schwerer.

Hat man das Tutorial einmal durchlaufen, steckt man eigentlich schon mitten in der Handlung drin. Von den insgesamt 25 Szenarien des Spiels muss man aber nicht alle absolvieren, um das erzählerische Ende der eigentlichen Rahmenhandlung zu erleben. Und wem das Spiel am Ende gut gefällt, auf den warten im großen Gloomhaven noch viele spannende Abenteuer.

Spielzubehör von Die Pranken des Löwen

Das umfangreiche Zubehör zu Die Pranken des Löwen.
Das umfangreiche Zubehör zu Die Pranken des Löwen.

Um nicht versehentlich die eine oder andere Überraschung zu verraten, listen wir das Zubehör dieses Mal nicht detailliert auf und haben das Spielzubehör auf dem Bild bewusst unsortiert und chaotisch belassen.

In der Spielbox befindet sich aber jede Menge Plättchen, Marker, Karten, verschlossene Faltschachteln, Anleitungen, Miniaturfiguren, Regler, Sticker, kurz: die Box ist bis zum Rand vollgepackt mit Spielmaterial. Wie man sieht, ist auch eine schöne Sortierablage für die Kleinteile enthalten.

Überblick, Tutorial und Spielregeln

Vor dem ersten Spiel

Öffnet man die Box, erscheint zunächst ein doppelseitiges DIN A4 Blatt. Auf diesem wird man – neben einem Willkommensgruß – in das Spielmaterial eingeführt. Die einzelnen Monster und Spielkarten müssen nämlich erst nach Art sortiert und einzeln in Ziptüten verpackt werden. Weiter müssen sämtliche Marker ausgestanzt und in dem beigefügten Sortiereinsatz einsortiert werden. Allein dafür sollte man gut 45 – 60 Minuten einplanen. Hier lernt man bereits wichtige Begriffe wie Initiative-Marker, Angriffsmodifikatoren und Monster-Fertigkeiten kennen.

In den Sortiereinsatz passt wirklich alles rein.
In den Sortiereinsatz passt wirklich alles rein.

Das Tutorial-System führt durch die ersten 5 Szenarien

Nach dem Sortieren des Zubehörs geht es mit dem Spielleitfaden und dem Szenariobuch weiter. Hier werden die Spieler vom ersten bis zum fünften Szenario Schritt für Schritt in die Welt von Gloomhaven eingeführt. In jedem neuen Kapitel kommen zusätzliche Spielelemente und Regeln hinzu.

Der Spielleitfaden, das Szenariobuch und die Begrüßung.
Der Spielleitfaden, das Szenariobuch und die Begrüßung.

In der Summe ist das am Ende verhältnismäßig viel Text, durch den man sich gemeinsam durchkämpfen muss. Durch die kleinen “Text-Häppchen” des Tutorials kommt einem das aber gar nicht so viel vor. Nur für das erste Spiel sollte man ausreichend Zeit zum Lesen einplanen.

Das erste Kapitel: Von der Einstiegszeit her ist dies das längste Szenario. Hier wählen die Spieler zu Beginn ihren Charakter, machen sich mit ihm vertraut, lernen ein wenig zu seiner Hintergrundgeschichte und bereiten das eigene Spielmaterial vor. Jeder Charakter verfügt über ein eigenes Charaktertableau, Fertigkeits- sowie Angriffsmodifikationskarten, weitere Karten, die noch nicht geöffnet werden dürfen, eigene Marker und einen Charakterbogen, auf dem später die Entwicklungsschritte festgehalten werden.

Das Spielzubehör des Axtwerfers.
Das Spielzubehör des Axtwerfers.

Weiter erlernen die Spieler im ersten Kapitel den Spielaufbau, den Ablauf eines Spielzugs und einige ihrer Fertigkeiten kennen. Natürlich trifft man hier auch direkt auf die ersten Monster. Auch deren grundlegenden Angriffe und Bewegungen werden eingeführt, wobei hier in den nächsten Kapiteln noch deutlich mehr dazukommen wird.

Das aufgebaute Spielfeld (absichtlich etwas unscharf)
Das aufgebaute Spielfeld (absichtlich etwas unscharf)

Das zweite Kapitel: Das Spielfeld wird anspruchsvoller. Münzen, Fallen, Schätze und verschlossene Türen kommen ins Spiel. Auch neue Aktionen und Zustände werden nun vorgestellt. Erstmals können Gegner auch gezogen oder geschoben und entwaffnet werden. Die Monster erhalten nun erstmals eigene Fertigkeiten, was sie natürlich noch mächtiger und unberechenbarer macht. Am Ende des Kapitels wartet bereits der Markt mit tollen Gegenständen und ein besonderes Stadtereignis auf die Pranken der Löwen.

Die Pranken sind umgeben von Fallen.
Die Pranken sind umgeben von Fallen.

Das dritte Kapitel: An machen Stellen ist das Gelände nun schwieriger zu passieren. Ebenso kommt es erstmals auch im Spielverlauf zu Ereignissen, bei denen neue Textabschnitte vorgelesen werden müssen. Neue Zustände und die lange Rast werden eingeführt. Der größte Unterschied ist aber der Erfahrungsanzeiger, die ab jetzt genutzt werden können, um Erfahrung zu sammeln und so langfristig den eigenen Charakter aufzuleveln.

Rot zeigt die Lebensenergie, blau die gesammelte Erfahrung im Spielverlauf.
Rot zeigt die Lebensenergie, blau die gesammelte Erfahrung im Spielverlauf.

Das vierte Kapitel: Die Monster erlangen ihre vollständigen Fertigkeiten. Vor der Partie werden zudem geheime Kampfziele zugelost, mit denen die Spieler individuelle Ziele verfolgen können. Die größte Änderung stellen aber die neuen Elemente dar, mit denen die Spieler besondere Aktionen ausführen können – sofern das benötigte Element zu vor angereichert wurde. Auf dem Spielfeld werden zuletzt Zielobjekte eingeführt. Es geht nun also nicht mehr nur um das reine Bekämpfen von beweglichen Monstern sondern auch um das Erfüllen spezieller Ziele.

Die Elemente und die Zugreihenfolge.
Die Elemente und die Zugreihenfolge.

Das fünfte Kapitel: Das Thema Szenariostufe wird erläutert. Diese ist für die nachfolgenden Partien von Bedeutung. Zudem kommt im abschließenden Tutorial-Szenario das erste Boss-Monster ins Spiel. Ab jetzt sind die Spieler auf sich allein gestellt.

Am Ende des Weges wartet das erste Boss-Monster.
Am Ende des Weges wartet das erste Boss-Monster.

Wie geht es nach dem Tutorial weiter?

Sobald man das Tutorial vollständig absolviert hat, kennt man die grundlegenden Spielabläufe und Regeln. Bis zu diesem Punkt hat man allerdings auch 31 Seiten des Spielleitfadens gelesen und zusätzliche 11 Seiten des Szenariobuchs sowie 3 Seiten aus dem zusätzlichen Szenariobuch durchlaufen.

Im weiteren Spielverlauf kommen noch weitere, neue Elemente hinzu, die man sich aber mit dem umfangreichen Glossar (32 Seiten) selbst recht einfach erschließen kann. Tatsächlich mussten wir in jeder Partie mindestens einmal zum Glossar oder zurück zum Spielleitfaden des Tutorials greifen. Gibt es offene, ungeklärte Fragen, findet man in der Regel schnell eine passende Antwort. Zumindest in diesem Punkt konnten und die Pranken des Löwen mehr als nur überzeugen. Das Tutorial-System ist phänomenal. Insofern geht es für die Pranken des Löwen dann im nächsten Kapitel weiter – dann ohne Schritt für Schritt Anleitung. Nach inzwischen gut 6-8 gespielten Stunden sollte das aber zumutbar sein.

Übrigens: Wer es bis zu diesem Punkt geschafft hat, könnte nun auch Partien des großen Bruders Gloomhaven mitspielen.

Allgemeines Spielgefühl – was macht man so als Mitglied der Pranken des Löwen in Gloomhaven?

Zunächst einmal. In diesem Spiel steckt wirklich einiges drin. Gloomhaven ist primär ein Dungeon Crawler, enthält aber auch Elemente aus klassischen Rollenspielen, Deck-Building-Spielen und verfügt zudem über Legacy-Elemente und noch vieles mehr. Die Mischung stimmt, trotzdem wird überwiegend gekämpft und sich durch den Dungeon bewegt.

Spielablauf

Die Pranken des Löwen sind eine Söldnertruppe. So ist es nicht verwunderlich, dass die Spieler die meiste Zeit mit Aktionen wie Ausrüsten, Kämpfen oder Heilen verbringen. Natürlich wird jedes Szenario mit einem Prolog eingeleitet, einer Schilderung der Aufgabe und einem Epilog, der die Konsequenzen und die nächsten Aufgaben benennt. Über die einzelnen Kapitel wird so auch die Handlung vorangetrieben. Aber man sollte sich von der Geschichte nicht zu viel versprechen. Im Spiel selbst wird hauptsächlich gemeinsam gekämpft. Die Handlung bildet nur den Rahmen.

Der Start in ein neues Kapitel – nach dem Tutorial

Sobald man das Tutorial abgeschlossen hat, laufen die Spielrunden immer recht ähnlich ab. Zu Beginn wählt man seine Fertigkeiten und entscheidet sich für die wichtigsten Gegenstände, die man bei der Erfüllung der Aufgabe für sinnvoll erachtet. Zudem erhält man zwei geheime, individuelle Aufgaben, von denen man sich aber nur eine aussuchen darf.

Alle Monster werden je nach Spielerzahl und Stärke aufgestellt. Normale Monster sind etwas schwächer und bekommen die weißen Standfüße. Hinzu kommen die Elite-Monster in den gelben Standfüßen. Jedes Monster benötigt dann noch seine Monster-Wertekarte und das Angriffsmodifikationsdeck. In manchen Kapiteln werden auch gleich zu Beginn Schätze, Münzen und Fallen ausgelegt.

Zuletzt liest ein Spieler den Prolog und die Besonderheiten des Kapitels vor. Dann entscheiden sich alle für ihren Startplatz am Eingang des Kapitels und das Spiel beginnt.

Das Kampfsystem

Das ist tatsächlich das Herzstück des Spiels. Im Gegensatz zu vielen anderen Dungeon Crawlern wird bei Gloomhaven vollständig auf Würfel verzichtet. Ein Angriff kann entweder als Nahkamp- oder Fernkamp geführt werden. Im ersten Fall muss man direkt neben dem Monster stehen, im zweiten Fall gilt die Reichweite der Angriffsaktion. Diese wird bei der Aktionsbeschreibung auf der Fertigkeitskarte genannt.

Der Angriffswert setzt sich aus mindestens zwei Teilen zusammen. Dem Basiswert des Angriffs auf der Karte und dem Wert der aufgedeckten Karte des eigenen Angriffsmodifikationsdecks. Bei jedem Angriff wird hier die oberste Karte aufgedeckt. Dadurch kann sich der Angriffswert verbessern, aber auch verschlechtern. Einen weiteren Einfluss auf den Angriff können die Elemente und Zustände nehmen. Mit dem richtigen Element wird meist die Reichweite oder der Angriffswert erhöht. Durch die Zustände (gelähmt, vergiftet,…) kann ein Angriff ebenfalls beeinflusst werden.

Der Axtkämpfer samt Ferigkeitskarten und Gegenständen.
Der Axtkämpfer samt Ferigkeitskarten und Gegenständen.

Dasselbe gilt dann auch für die Monster. Auch diese haben eigene Basiswerte für ihre Angriffe und Bewegungen. Diese werden durch die Fertigkeitskarten und das Angriffsmodifikationsdeck dynamisch verbessert oder verschlechtert. Weiter können auch Monster Elemente nutzen und Zustände erhalten oder verteilen. So kann sich ein gelähmtes Monster nicht bewegen oder ein vergiftetes Monster besser angegriffen werden.

Monster: Basiswerte und Fertigkeiten.
Monster: Basiswerte und Fertigkeiten.

Kooperation und Individualität

Im Spiel befinden sich vier Charaktere: Axtwerfer, Rotgardist, Sprengmeister und Leerehüterin. Wir haben unsere Partien weitestgehend zu zweit mit dem Axtwerfer und dem Rotgardist absolviert.

Alle 4 Kämpfer in Die Pranken der Löwen.
Alle 4 Kämpfer in Die Pranken der Löwen.

Beide Charaktere spielen sich sehr unterschiedlich und haben jeweils ihre besonderen Stärken und Schwächen. Während der Axtwerfer über sehr starke Fernkampfangriffe verfügt, kann der Rotgardist mit einigen besonderen Attacken inkl. Elementkraft punkten. Die beiden Kämpfer haben in unseren Spielen sehr gut harmoniert. Im Spiel muss man sich dann gut abstimmen. Wer greift wen an, wer braucht Zeit, um sich selbst zu heilen. Und auch die Verteilung der Schätze möchte besprochen werden. Natürlich sind wir alle Söldner und jeder ist auf seine eigenen Vorteil bedacht. Nur für die gute Stimmung in der Gruppe ist es auch erforderlich, dass nicht einer die ganze Arbeit macht und der andere die Schätze einsammelt. So oder so, es gibt ausreichend Situationen, in denen sich die Spieler gegenseitig aus der Patsche helfen müssen.

Deckoptimierung und Legacy-Inhalte

Am Ende jedes Szenarios erhalten die Spieler Belohnungen. Das können gesammelte Erfahrungspunkte, Gold oder andere Vorteile sein, die sie in ihrer Entwicklung weiterbringen. So erhalten die Spieler neue Karten für ihr Deck, aus denen sie zu Beginn immer die passenden Attacken auswählen können. Das Deckbuilding findet so nicht im Spielverlauf sondern zu Beginn jedes Kapitels statt. Auch die Angriffsmodifikatoren können so immer weiter optimiert werden. Und auch der Charakter kann im Spielverlauf weiterentwickelt werden. Mehr Lebenspunkte und eine bessere Ausrüstungen helfen, die immer schwerer werdenden Herausforderungen zu meistern.

Spielfortschritte und Stadtkarte

Auf der Stadtkart zu Gloomhaven werden die Spielfortschritte festgehalten. Nach jedem absolvierten Szenario kann ein Bereich der Stadt abgehakt und ein neuer betreten werden. Neue Bereiche kommen durch Sticker ins Spiel, die man auf den Stadtplan aufkleben soll. Auf diese Weise sieht man immer, welche Szenarien man bereits spielen darf und welche noch gesperrt sind oder bereits geschafft wurden.

Der Stadtplan von Gloomhaven.
Der Stadtplan von Gloomhaven.

Unser Fazit zu Gloomhaven – die Pranken des Löwen

An das Hauptspiel Gloomhaven haben wir uns bisher nicht gewagt. Zum einen, weil es sich dabei um eine geballte Spielbox mit 10 Kg Spielmaterial handelt, zum anderen, weil es 100+ Szenarien beinhaltet, die allesamt aufgebaut und gespielt werden wollen. Hinzu kommt die große Einstiegshürde, die man bisher vor der ersten Partie hinter sich bringen musste. Der große Türöffner in die Welt von Gloomhaven ist für uns nun Die Pranken des Löwen geworden. Und das aus mehreren Gründen: das Tutorial erleichtert den Einstieg enorm, das Szenariobuch mit den aufgedruckten Räumen reduziert die Zeit der Spielvorbereitung um ein Vielfaches. Zuletzt klingen 25 Szenarien erreichbarer und in absehbarer Zeit machbar. Der deutlich günstigere Preis spielt am Ende natürlich auch eine kleine Rolle.

Das Spielzubehör ist tadellos. Die Pranken des Löwen ist noch immer ein recht teures Brettspiel. Aber für sein Geld bekommt man wirklich sehr viel Zubehör. Miniaturen zum Spielen, unzählige Marker, Karten, Sortierboxen, Tableaus, Leitfäden und Bücher und alles in wirklich sehr guter Qualität. Wie weiter oben bereits gesagt: die Box ist randvoll mit Material. Möchte man daran etwas kritisieren, dann nur, dass man nach dem ersten Spiel nur schwer alles wieder sauber zurück in die Box bekommt. Hier wird wirklich jeder Millimeter Platz ausgenutzt. Etwas aufpassen muss man auch bei den Reglern für die Lebens- und Erfahrungspunkte. Die sind zwar enorm stabil, nur leider drehen sich die Räder zu leicht. Da passiert es schnell, das die markierten Punkte beim Ablegen oder in die Hand nehmen bereits weiterdrehen.

Auch wenn der Einstieg in die Welt von Gloomhaven durch das Tutorial-System erleichtert wird, sollte man trotzdem insbesondere vor der ersten Partie Zeit einplanen. Allein das auspacken, auspöppeln und sortieren des Materials hatte uns gute 45 Minuten beschäftigt. Der Leseaufwand vor dem ersten Spiel ist noch immer vergleichsweise hoch. Auch hier sollte man wenigstens 60 – 90 Minuten einplanen, um die erste Partie vorzubereiten und das Spielfeld aufzubauen. Und auch für die erste Partie selbst sollte mehr Zeit eingeplant werden, denn hier werden vorab einige Entscheidungen getroffen – vor allem die Wahl des Charakters.

Das Tutorial-System hat uns dann ebenfalls vollends überzeugen können. Über 5 Kapitel wird man sehr langsam in die unterschiedlichen Spielmechaniken und vor allem das ausgeklügelte Kampfsystem eingeführt. Trotzdem zieht der Schwierigkeitsgrad ab Kapitel 4 bereits spürbar an. Die Monster kämpfen nun mit ihren richtigen Kartendecks, deren Anzahl nimmt ordentlich zu und erstmals gibt es nicht nur das Ziel. alle Monster zu beseitigen. Das alles ist extrem einsteigerfreundlich. Hat man erstmal Kapitel 6 erreicht, wird einem erst bewusst, wie viele neue Elemente man über die 5 vorherigen Partien kennengelernt hat.

Ebenfalls großartig sind die beiden Ringbücher mit den einzelnen Kapiteln. Wer einmal den Aufbau eines großen Gloomhaven miterlebt hat, der weiß die gesparte Aufbauzeit bei die Pranken des Löwen zu schätzen. Gefühlt spart man hier eine gute Stunde. Auch die Reduzierung der Kapitel kommt uns sehr entgegen. So spielt man von Anfang bis Ende mit seinem Charakter und entwickelt diesen weiter. Ein Tausch des Charakters im Laufe der Kampagne ist nicht notwendig.

Wo viel Licht ist, fällt auch Schatten: Gerade weil man so schön in die ersten Kapitel eingeführt wird, steht man ab Kapitel 6 ein wenig hilflos da. Eine kleine Checkliste wäre hier wünschenswert gewesen, die man beim Abhandeln der Ereignisse am Kapitelende zur Hand nehmen kann. Das mag banal klingen, aber nach längerer Spielpause wäre eine Erinnerung (jeder Szenario-Abschluss 6 Erfahrungspunkte, jede Geldmünze = 2 Gold, denkt an die Stadtkarte, denkt an die Reduzierung der Kampfkarten zu Beginn, …) an manche Stellen einfach hilfreich gewesen.

Auch das Aufkleben der neuen Orte auf der Stadtkarte ist nervig, fummelig und macht wenig Spaß. Manchmal haben wir minutenlang nach der richtigen Stelle gesucht. Auch ein Hinweis, das man noch nicht erkundete Orte bei der Kapitelauswahl frei wählen kann, haben wir überlesen. So haben wir die Kapitel streng chronologisch gespielt. Das hat den Spielspaß nicht gemindert, nur haben wir uns lange gefragt, wann wir endlich zu dem und dem Ort kommen.

Was bei der Bewertung des Spiel am schwersten wiegt: Mit jedem weiteren Kapitel ist bei uns die Spielmotivation leider stark abgeflacht. Während des Tutorials kamen allein durch die neu ergänzten Spielregeln immer neue Elemente ins Spiel. Das allein brachte ausreichend Abwechslung rein. So waren wir 5 Kapitel allein damit beschäftigt, das Spiel erstmal kennenzulernen. Das hat wirklich ausgezeichnet funktioniert. Die nächsten Abenteuer, ungefähr bis Kapitel 10, haben wir dann recht zügig durchgespielt. Hier merkten wir aber schon, dass wir 90% der Zeit nur mit Kampfhandlungen beschäftigt sind. So fanden wir uns immer wieder in denselben Situationen: Räume voller Monster, deren Beseitigung das einzige Spielziel (fast) jedes Kapitels ist. Das ist uns auf Dauer zu wenig. Die dabei erzählte Geschichte verläuft sehr schleppend. Eigentlich passierte nicht viel. Und leider werden auch die Hintergründe der eigenen Charaktere (bei uns der Axtwerfer und Rotgardist) nicht weiter beleuchtet. Abgesehen vom Einleitungstext kam da nichts mehr. Keine Hintergrundinformationen, keine inneren Konflikte, keine Begegnungen aus der Vergangenheit. Das erschwerte uns auch, eine Beziehung zu unserem Charakter aufzubauen. So gerieten wir von einem Schlachtfeld ins Nächste. Ab Kapitel 10 traten erste Ermüdungserscheinungen auf. Die restlichen Szenarien haben wir dann zwar noch gespielt. Aber auch nur, weil wir das Ende erleben wollten. Die Hoffnung, dass die Geschichte noch eine interessante Wendung nehmen könnte, hat uns bis zum Schluss durchhalten lassen.

Am Ende muss man festhalten: Man bekommt hier sehr viel Material für sein Geld, ein außerordentlich gelungenes Tutorial, dass einen langsam in die Kampf- und Bewegungsmechanik einführt und auch viele Stunden Spielspaß (bei uns waren es circa 30 Stunden). 90% des Spiels verbringt man mit Kämpfen oder in Deckung gehen. Wem das auf Dauer nicht zu eintönig ist, der wird an Gloomhaven – Die Pranken des Löwen sehr viel Spaß haben. Wir sind froh, endlich ein paar Abende in Gloomhaven verbracht zu haben. Das viele Kämpfen hat uns auf Dauer aber ermüdet. So ziehen wir nun nicht zum großen Gloomhaven oder seinem Nachfolger Frosthaven weiter, sondern widmen uns wieder den zahlreichen Neuheiten, die ebenfalls gespielt werden wollen.

Unsere Bewertung zu Gloomhaven - Die Pranken des Löwen
Fazit
Die Pranken des Löwen bieten einen vergleichsweise schnellen Einstieg in die Welt von Gloomhaven. Das Tutorial-System ist großartig und setzt für uns neue Maßstäbe. Wer schon immer in Gloomhaven reinschnuppern wollte, kann dies mit dieser Box nun recht einfach tun.
Originalität / Idee
80
Spielzubehör
98
Langzeitspaß
90
89
Gesamtergebnis
Aktuellen Preis abfragen:
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