Nachdem wir in Detective auf die modernsten Ermittlungsmethoden und die beste Ausrüstung zurückgreifen konnten, führt uns die erste Erweiterung L.A. Crimes nun zurück in die Zeit der 80er Jahre. Dass macht sich nicht nur optisch über das neue Spielzubehör bemerkbar sondern auch in der Antares-Datenbank, die sich nach Aktivierung der Kampagne in ein antiquiertes Computerprogramm verwandelt. Authentischer geht es fast nicht.
Das grundlegende Spielprinzip bleibt auch in der Erweiterung erhalten. Die Spieler schlüpfen in die Rollen der neuen Ermittlern, die beim Los Angeles Police Department (kurz LAPD) tätig sind. Hier verfolgen sie mittels Fallkarten Hinweisen und Spuren, können Beweismittel im Labor prüfen lassen und unterliegen weiterhin dem Faktor Zeit. Dieser vergeht erneut, sobald sie sich von einem Ort zum anderen begeben oder eine neue Fallkarte aufdecken.
Da die technische Ausrüstung in den 80er Jahren noch in den Kinderschuhen steckte, fällt die Sonderfähigkeit “Technologie” weg. Dafür kommen drei neue Aktionsmöglichkeiten hinzu. So können die Spieler nun wichtige Entscheidungen treffen, die natürlich auch Konsequenzen nach sich ziehen. Ebenso können Personen überwacht und Sonderaktionen ausgeführt werden. Um an wichtige Beweise oder nützliche Informationen zu gelangen, müssen die Spieler hin und wieder auch mal den Rahmen des Erlaubten verlassen – also gegen geltende Gesetze oder Dienstvorschriften verstoßen. Wird man ertappt, führt das zu Stress.
Drei neue Fälle stecken in der L.A. Crimes Kampagne. Die Anzahl an Hinweiskarten pro Fall ist wieder mit denen des Grundspiels identisch. So auch die Spielzeit von rund 2-3 Stunde pro Fall. Auch haben sich die Autoren für die neuen Fälle wieder kleine Anpassungen überlegt, so dass auch bei L.A. Crimes kaum Routine reinkommt. Es bleibt durchweg spannend.
Jeder Fall endet mit einem Abschlussbericht und einer Bewertung der Ermittlungsleistung der Spieler. Die Ergebnis werden wieder in der Antares-Datenbank eingetragen. Nach drei Fällen endet die Kampagne – hoffentlich erfolgreich.
Spielzubehör zu Detective: L.A. Crimes
Das Zubehör der Erweiterung ist recht überschaubar. In der kleinen Box befindet sich ein doppelseitiger, dünner Spielplan sowie 5 ebenfalls doppelseitige Ermittler-Karten. Eine kurze Anleitung fasst den Aufbau und die neuen Regeln kurz und ausreichend zusammen.
Herzstück der Erweiterung sind dann die 3 Kriminalfälle, die wieder über jeweils ein separates, geschlossenen Kartendeck mit circa 35 Karten durchgespielt werden können. Jeder Fall aus L.A. Crimes ist bereits in der Antares-Datenbank gelistet.
Änderungen zum Grundspiel und neue Elemente
L.A. Crimes in das Grundspiel integrieren (Spielaufbau)
Der Spielaufbau von L.A. Crimes ist mit dem des Grundspiels identisch. Der neue Spielplan ersetzt den alten. Als Startfeld dient hier nicht die Zentrale – Antares gibt es zu dem Zeitpunkt ja noch nicht – sondern das Polizeirevier.
Weiter wird mit den neuen Ermittlern gespielt. Jeder Spieler entscheidet sich hier wieder für einen Charakter und nimmt sich das entsprechende Fähigkeitsplättchen. Die übrigen Ermittler fungieren wieder als Berater. Zuletzt werden natürlich die neuen Fall-Karten genutzt, beginnend mit dem ersten Fall.
In L.A. Crimes ist kein Fallbuch vorhanden. Zum Start müssen sich die Spieler in der Antares-Datenbank anmelden, die Kampagne und den Fall aktivieren. Die Einsatzbesprechung mit den Rahmendaten und ersten Spuren erfolgt dann digital.
Was ist alles neu und was bleibt unverändert?
Der Spielplan: Zunächst einmal befinden sich die Spieler in einer anderen Stadt. Los Angeles gehört zu den größten Städten der USA. Statt der simplen “Recherche vor Ort” gibt es diese Mal gleich zwei Orte, an denen die Spieler nach Hinweisen suchen können – die Innenstadt und die Vorstadt.
Da Antares noch nicht gegründet wurde, fällt die Zentrale weg und der Arbeitstag der Spieler beginnt immer im Polizeirevier. Das Labor bildet hier den letzten Ort, an den die Spieler sich bewegen dürfen.
Für die Fahrt zwischen den verschiedenen Schauplätzen vergeht wieder jeweils eine Stunde. Die Zeit wird auf der Stundenleiste markiert. Nach Abschluss des Tages starten die Spieler immer ohne zusätzlichen Zeitverlust im Polizeirevier.
Neue Charaktere: Auch die Ermittler ändern sich. Die fünf neuen Charaktere wurden ebenfalls optisch an die 80er Jahre angepasst und ersetzen die bekannten Ermittler aus dem Grundspiel. Unabhängig von der Spielerzahl wird immer mit allen Ermittlern gespielt. Entweder übernimmt ein Spieler die Rolle oder diese stehen als Berater zur Verfügung. So geht keine der Sonderfähigkeiten im Spiel verloren.
Die neue Aktionen verleihen der Erweiterung dann ihren eigentlichen Charme. Wer den einen oder anderen TV-Ermittler aus den 80ern kennt, der weiß, dass es da nicht immer streng nach Dienstvorschrift zuging. Schnell wurde ein Verdächtiger mal ohne Genehmigung beschattet oder ein Anwesen ohne Durchsuchungsbefehl betreten. So auch in Detective: L.A. Crimes.
Die Spieler können nun in manchen Situationen eine nicht ganz legale Operation durchführen. Das verursacht Stress, kann aber wichtige Hinweise liefern. Weiter kommt es hin und wieder zu Situationen, in denen den Spielern mehrere Alternativen aufgezeigt werden. Hier muss schnell eine Entscheidung getroffen werden – inklusive aller eventuellen Konsequenzen. Zuletzt können Kollegen für eine Personenüberwachung abgestellt werden. Das kostet Behördenplättchen, bringt aber garantiert eine Erkenntnis zur verdächtigen Person. Alle neuen Aktionen werden immer direkt über die Fallkarten angeboten. Wenn dort kein entsprechender Hinweis zu einer Aktion steht, kann diese auch in dem Moment auch nicht genutzt werden.
Neue Fälle: Zuletzt gibt es natürlich auch neue Fälle, die das Herzstück der Erweiterung bilden. Hier wollen wir nicht spoilern. Von daher lasst euch überraschen.
Unser Durchlauf durch die Fälle von L.A. Crimes
Unsere Spielzeit für die gesamte erste Detective-Erweiterung beläuft sich auf knapp 10 Stunden. Darin sind das Einlesen in die zusätzlichen Spielregel sowie die Vor- und Nachbereitung jedes Falls inklusive. Eine Schilderung unserer Erlebnisse zu jedem Fall folgt hier:
Fall I: Da wir zwischen dem Grundspiel und der ersten Erweiterung zeitlich ein paar Wochen Abstand hatten, hat das Auffrischen der Regeln doch wieder rund 20 Minuten in Anspruch genommen. Unsere reine Spielzeit des Falls lag bei 174 Minuten. Am Ende haben wir 19 Fallkarten wieder ungesehen zurückgelegt. Der Fall selbst war überaus spannend. Zumal wir gleich in den Genuss kamen, gegen das Gesetz verstoßen zu dürfen und auch andere neue Aktionen anzuwenden. Der Umgang mit der Antares-Datenbank war etwas ungewöhnlich, aber eben auch authentisch. Mit dem Ergebnis von 14 aus 26 Punkten können wir natürlich nicht zufrieden sein. Aber immerhin konnten wir alle Hauptfragen korrekt beantworten. Die Zusatzfragen und die geleisteten Überstunden (=Stress) brachten dann leider auch Minuspunkte.
Fall II: Zu unserer Überraschung knüpft der Fall nicht an den ersten an, sondern ist in sich geschlossen. Schneller Start ins Spiel, reine Spielzeit lag dann bei 155 Minuten. Wieder haben wir exakt 19 Fallkarten zurücklegen müssen. Das Ergebnis war dennoch sehr gut. 20 von maximal 26 Punkten konnten wir in diesem Fall rausholen – und damit den Status Meister-Ermittler. Geschafft haben wir das hauptsächlich durch ein weiteres neues Spielelement, nämlich dem Kreuzverhör. Hier konnten wir einige Punkte noch klären, bei denen wir unsicher waren. Ohne das Kreuzverhör hätten wir am Ende nicht so ein gutes Ergebnis erzielt.
Fall III: Dieses Mal spielen wir auf der Rückseite des Spielplans und einmal mehr gegen die Zeit. Die Fäden aus den anderen beiden Fällen laufen nun wieder zusammen. Damit haben wir nach dem zweiten Fall gar nicht mehr gerechnet. Der Start in die Partie kostet uns knapp 15 Minuten, die reine Spielzeit liegt bei rund 175 Minuten. Dieses Mal können wir Informationen aus 21 Fallkarten sammeln, der Rest geht wieder ungesehen zurück in die Schachtel. Im Spielverlauf greifen wir relativ häufig zu unseren alten Notizen aus den ersten beiden Fällen. Umgekehrt müssen wir kaum noch Neues notieren. Zumal wir recht lange im Dunkeln tappen und gar nicht so recht wissen, in welche Richtung wir recherchieren sollen. Erst nach gut einer Stunde haben wir ins Spiel gefunden – und dann wird es auch wieder richtig spannend. Insgesamt ein sehr schöner Abschluss der L.A. Kampagne von Detective.
Fazit zur 1. Detective-Erweiterung L.A. Crimes
Zunächst einmal ist das Grundspiel Detective nicht zwingend erforderlich. Aus dem Spielzubehör haben wir lediglich die drei Marker für den Tag, die Zeit und den Ort benötigt sowie die Stress-. Fähigkeits- und Sonderplättchen. Hierfür hätte man auch beliebige andere Marker nehmen können. Mit dem original Zubehör spielt es sich natürlich schöner.
Gerade in Sachen Material hätten wir uns etwas mehr Qualität gewünscht. Gemessen am Grundspiel fallen der Spielplan und die Ermittler-Karten wirklich sehr dünn aus. Auf ein Fallbuch wurde ganz verzichtet. Die für den Start des Falls notwendigen Informationen hat man hier in die digitale Datenbank verlagert. Natürlich reicht das zum Spielen. Aber wenn man aus vorherigen Spielen derselben Reihe erstmal was Besseres gewöhnt ist, dann sollte die gewohnte Qualität auch in den Erweiterungen gehalten werden.
Auch hätten wir in einem der Fälle die Sonderplättchen (01 – 05) aus dem Grundspiel auf den neuen Spielplan legen sollen, nur waren diese einfach zu breit und haben nicht in die dafür vorgesehenen Felder gepasst. Hier haben wir uns schnell mit transparenten Markern aus einem alten Pandemic Legacy ausgeholfen. Das hat dann gut geklappt.
Die Fallkarten entsprachen dann wieder der erwarteten Qualität. Alle drei Fälle waren sehr unterschiedlich und vor allem abwechslungsreich. Durch die neuen Spielaktionen hebt sich diese Erweiterung auch noch einmal vom Grundspiel ab. Es hat richtig Spaß gemacht, wieder tief in die Fälle zu versinken und am Ende die Lösungen in den Abschlussbericht zu schreiben. Wer die fünf Fälle der ersten Kampagne bereits gespielt hat und daran gefallen gefunden hatte, der kann auch getrost zu dieser ersten Erweiterung greifen. Auch wenn wir mit dem Zubehör nicht ganz zufrieden waren, bezüglich der Qualität der neuen Fälle gibt es nichts zu kritisieren.